Kunst-Mäzenin kommt in Venedig groß raus

Monika Schnetkamp, Stifterin von Kai 10 im Medienhafen, hat ihren Auftritt mit Thomas Zipp auf der Biennale in Venedig.

Düsseldorf. Monika Schnetkamp ist eine spendable Frau, wenn es um Kunst in Düsseldorf geht. Wie Julia Stoschek unterhält sie private, aber öffentlich zugängliche Ausstellungsräume. Sie liegen an der Kaistraße 10 im Medienhafen. Die Einrichtung nennt sich Kai 10. Schnetkamp aber bleibt im Gegensatz zu Stoschek im Hintergrund.

Sie nennt auch ihre private Stiftung nicht nach dem eigenen Namen, sondern bezeichnet sie als „Arthena“, eine Wortkombination aus Ars, dem lateinischen Begriff für Kunst, und Athena, der griechischen Göttin der Weisheit, der Schirmherrin der Künste und Wissenshaften.

Das Geld zur Finanzierung von Kai 10 mit Ausstellungen, sieben Mitarbeitern, freien Kuratoren und wissenschaftlich fundierten Katalogen und festen Öffnungszeiten kommt aus Schnetkamps Privatschatulle. Die Bankkauffrau und Diplom-Kauffrau, die zugleich Kunstgeschichte studierte, wurde zunächst Produkt-Managerin der Unilever-Tochter Langnese-Iglo in Hamburg.

Inzwischen hat sie die eigene Firma im Hintergrund, als Geschäftsführende Gesellschafterin der Ernst Schnetkamp Beteiligungs GmbH und der Schnetkamp Immobilien GmbH. Seit 2004 ist sie auch Gesellschafterin der Speditionsfirma Knab International in Düsseldorf und Köln.

Als sie 2008 in der Landeshauptstadt startete, war sie als Norddeutsche in der kreativen Szene längst bekannt, denn außer Künstlern aus London und New York reiste auch Picassos Enkelin Sydney Picasso an. Dabei beeindruckte die 48-Jährige Frau aus Oldenburg trotz des Vernissage-Rummels durch eine bescheidene Zurückhaltung. Sie habe sich bewusst für Düsseldorf entschieden, sagte sie lediglich, weil sie die „Dichte und Vernetzung der Institute für Gegenwartskunst“ sowie die renommierte Kunstakademie schätze.

Nun aber hat die engagierte Frau ihren ersten großen Auftritt in der internationalen Kunstwelt. Sie nimmt auf der Biennale von Venedig am Begleitprojekt teil und erhält dafür sogar einen herrlichen Palast als Austragungsort. Aus Hunderten von Bewerbungen weltweit wurde sie ausgewählt.

Darauf ist sie mächtig stolz: „Es ist eine große Herausforderung, ein derart anspruchsvolles Projekt wie die Biennale-Beteiligung zu stemmen“, sagt sie. Dabei verschweigt sie all die Mühen im Voraus, die unendlichen Korrespondenzen, Texte und Absichtserklärungen. Mustergültig bescheiden erklärt sie lediglich: „Das Venedig-Projekt steigert natürlich unser Renommee. Schließlich feiert unsere gemeinnützige Stiftung, die Arthena Foundation, in diesem Jahr ihr fünftes Jubiläum.“

Ihr Ausstellungsort in Venedig ist so schön, wie ihn die Landeshauptstadt niemals hätte bieten können. Es ist der Palazzo Rossini in San Marco, ein Gebäude mit morbidem Charme unweit der Rialto Brücke. Dort saß bislang eine Anwaltskanzlei. Als die auszog, erhielt Monika Schnetkamp die Location von der Stadt Venedig zugeteilt.

Dort zeigt sie Thomas Zipp, der mit einigen seiner Arbeiten schon an der Kaistraße zu sehen war. Vor allem der Pattex-Mann des Künstlers dürfte den Besuchern in bester Erinnerung geblieben sein.

Der Installationskünstler Zipp macht aus dem herrschaftlichen Gebäude ein Milieu fürs Seelenstriptease, mit Angstraum, ärztlichem Untersuchungszimmer und Spezialhelm samt Magnetimpulsen fürs Gehirn. Zwei kanadische Hirnforscher stellten ihm ihr Programm für den Nachbau zur Verfügung. Mit dem Helm auf dem Haupt behauptet er in Venedig: „Zur Wahrheit gehört die Lüge, zu Gott der Teufel, zum Rausch die Grenzerfahrung.“

Monika Schnetkamp findet die Ausstellung spannend, denn Zipp frage nach dem Zustand des Menschen: „Wer ist normal, wer wird aussortiert?“ Und Zipp setzt eins drauf: „Ich entscheide, ob ich heute Patient oder Arzt bin. Wer nicht bequem ist, wird ja heute abgeschoben.“

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