Kunst aus Düsseldorf erobert Peking

„Germany 8“ nennt sich die Superschau von Walter Smerling in China. Künstler aus der Landeshautstadt kommen dabei groß heraus.

Kunst aus Düsseldorf erobert Peking
Foto: Daniel Biskup, Stiftung Bonn

Was dem Staat und dem Goethe-Institut offensichtlich nicht immer gelingt, den Auftritt in Peking, das organisiert die private Stiftung für Kunst und Kultur aus Bonn. Ihr Kulturmanager Walter Smerling, der zugleich Museumschef der Duisburger Küppersmühle ist, schickt 320 Werke von 55 Künstlern aus Deutschland zu acht Ausstellungs-Stationen nach Peking. „Deutschland 8“ nennt sich die Schau, die der gut vernetzte Impresario organisierte.

Kunst aus Düsseldorf erobert Peking
Foto: Daniel Biskup, Stiftung Bonn

Und Kunst aus Düsseldorf wird dabei besonders prominent in Szene gesetzt. Zu sehen sind etwa Werke von Joseph Beuys, Günther Uecker, Markus Lüpertz und Gerhard Richter, die alle an der Kunstakademie unterrichteten. Fotokünstler Andreas Gursky beorderte seinen Assistenten in die Metropole, damit das rund 6,2 Meter breite Kolossalbild vom Boxenstopp auch richtig gehängt wird.

Kunst aus Düsseldorf erobert Peking
Foto: Daniel Biskup, Stiftung Bonn

„Die Becher-Schule findet ein großes Interesse“, freut sich Smerling am Telefon: „37 Leihgeber, darunter Museen, Privatleute und Sammlungen, trennten sich für die Ausstellungen von ihren Werken. Wir legten großen Wert darauf, dass die Chinesen treffende Arbeiten zu sehen bekommen“, sagt er.

Kunst aus Düsseldorf erobert Peking
Foto: Sebastian Riemer

Die Chinesen staunen, aber auch die Deutschen wundern sich, denn so viel „deutsche Kunst“ konnte man bislang kaum in einer hiesigen Sammlung bewundern.

Grande Dame unter den Künstlern ist Katharina Sieverding, die sich seit 1976 mit China beschäftigt, an der Kunstakademie in Hangzhou gelehrt hat und sich bestens auskennt. Wo auch immer sie auftauchte, hatte sie ihre Kamera dabei, denn sie liebt nicht nur ihre kapitalen Großformate, sondern auch die Kleinbildaufnahmen für den eigenen Gebrauch.

Jüngster im Bunde aus Düsseldorf ist Sebastian Riemer. Über ihn sagt Smerling: „Er ist ein spannender Künstler. Er kennt sich ausgezeichnet in der Kunstgeschichte aus. Ein Mann mit einem sehr dezidierten Sendungs-Anspruch. Er weiß, was er will. Er gehört zu den jungen, aufgeschlossenen, neugierigen, interessierten, gestaltungsmotivierten Künstlern.“ Ein dickes Lob also von oberster Stelle.

Riemer selbst freut sich natürlich, dass er zu einem so illustren Kreis wie seinem Lehrer Thomas Ruff, wie Bernd und Hilla Becher, Thomas Struth und Andreas Gursky gehört. Smerling sei auf ihn in der Luther-Ausstellung in Wittenberg aufmerksam geworden, an der er gleichfalls teilnimmt.

„Es ist eine komplett andere Welt“, sagt er im Gespräch. In China kommt man mit Englisch nicht sehr weit. Die meisten Menschen dort sprechen Chinesisch und sonst nichts. Wenn man da keine Hilfe hat, ist man aufgeschmissen.“ Selbst im Hotel hätte niemand Englisch gekonnt. Er habe sich mit einer Übersetzungs-App helfen müssen.

Doch immerhin ist auch die Kunstakademie Düsseldorf in Peking nicht unbekannt. An ihr haben chinesische Professoren wie Reng Rong studiert, mit dem sich Riemer in Deutsch unterhalten konnte. Zum Vergleich: In Peking studieren 7000 junge Leute Kunst, in Düsseldorf lediglich 500. Die dortige Akademie gehört zu den größten der Welt.

Warum nun aber das Defilee der deutschen Kunst in China? Walter Smerling wird bei der Antwort ganz offiziell: „Die Stiftung Kunst und Kultur macht es sich zur Aufgabe, am Gestaltungsprozess der Kulturlandschaft teilzunehmen. Wir haben vor 20 Jahren die erste große, museale China-Ausstellung im Kunstmuseum Bonn realisiert, vor zehn Jahren die zweite und vor zwei Jahren die Ausstellung ’China 8’ an Rhein und Ruhr. Damals wurden 500 Werke von hundert chinesischen Künstlern gezeigt. Als wir ’China 8’ eröffneten, bekamen wir die Einladung von der chinesischen Botschaft und der Central Academy of Fine Arts in Peking. Es ging darum, eine Antwort auf die chinesische Ausstellung zu geben.“

Bei der jetzigen, zentralen Eröffnung in der Verbotenen Stadt würdigte der noch amtierende Außenminister Sigmar Gabriel die Schau als hervorragendes Zeichen für Verständigung und interkulturellen Dialog.

Sebastian Riemer aber hat seinen Rollkoffer kaum ausgepackt, da geht es schon auf die nächste Reise. Sie führt nach Tel Aviv. Dort ist er Stipendiat der Kunststiftung NRW und der Cary und Dan-Georg-Bronner Stiftung. Er erhält ein kostenloses Atelier und eine vom Goethe-Institut bereitgestellte Wohnung, Flugkosten und Lebenshaltungskosten inbegriffen. Das Stipendium läuft über sechs Monate. Die Reise nach Peking war für ihn nur ein Zwischenstopp. Nun aber weiß er: Mit dem Gütesiegel „Made in Germany“ lässt es sich gut reisen.

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