Konzert: Gar nicht bescheiden, der Herr Schmitt

Der Pianist Martin Schmitt spielt morgen im Savoy und will sich keine Watschen holen.

Düsseldorf. Ja, die leidigen Schubladen. "Die sind hierzulande sehr beliebt. Wenn der Deutsche keine Schublade hat, dann wird er wahnsinnig", grinst Martin Schmitt. "Doch ich würde mich da ungern in eine pressen lassen." Und zieht dann doch gleich mehrere auf: "Soul, Rhythm’n’Blues, auch Jazz, die Texte durchaus humorig, aber auch nachdenklich - ach ja, und eine gute Show will ich natürlich auch machen."

So einfach ist das - schwänge da nicht dieser ironische Anflug in der Stimme des Bayern mit, der am Sonntag im Düsseldorfer Savoy Theater gastiert: Denn welcher Entertainer bezeichnet sich selbst schon gern als (musikalischer) Tausendsassa?

Dabei kommt der Pianist und Singer/Songwriter bisweilen auf der Bühne gar nicht so bescheiden daher. "Er stellt alles in den Schatten, mit ihm hält keiner Schritt, dieser Mann hat Feuer, dieser Mann heißt Schmitt", tönt der 41-Jährige markig in einem seiner Songs, den schmalen Grat zwischen Selbstironie und gespielter Selbstüberschätzung bis an die Grenze auslotend.

Andererseits: Warum sollte ein Künstler, der nicht als Casting-Klon einer TV-Show entsprungen ist, sondern sich aus Blues-Kneipen bis in die Münchner Philharmonie und zum renommierten Montreux-Festival empor gejazzt hat, sich in den Schatten stellen? Zumal der drahtige Mann mit dem markanten Bürstenschnitt sich nur zu gut noch an die Anfänge seiner Karriere vor 20 Jahren erinnert: "Da waren eben auch Hotellobbys und Cafes dabei, wo die Leute gesagt haben: Mensch, Herr Schmitt, Sie spielen ja wunderbar, aber geht das nicht auch leiser?’"

Inzwischen muss der einfallsreiche Improvisator und höchst virtuose Blues- und Boogie-Pianist nicht mehr um das Gehör seines Publikums spielen. Und selbst wenn seine raue, im Soul geerdete Stimme zum Singen ansetzt, sind die Besucher ganz Ohr, auch wegen seiner eigenen Texte.

Gelegen kommt dem spielfreudigen Draufgänger dabei seine Neigung zur Ironie, der Spaß am Unausgesprochenen zwischen den Zeilen wie auch absurden Gedankenspielereien. "Natürlich sind deutsche Texte immer Fluch und Segen zugleich: Funktioniert es nicht, gibt’s sofort Watschen - doch im anderen Fall kann ich eben auch wirklich etwas mitteilen." Martin Schmitt ist am Sonntag um 19 Uhr im Savoy Theater, Graf-Adolf-Straße 47, zu Gast. Karten unter Telefon 0211/329191.

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