Komödie: Hitparade der Beton-Frisuren

Mit „99 Luftballons“ lassen die Malentes an der Steinstraße die gegelte Welt der 80er Jahre aufleben.

Düsseldorf. Hosen mit breiten Streifen, Jeansjacken, übersäht mit bunten Motto-Buttons, Fönfrisuren, in denen so viel Haarfestiger steckt wie Kleister in Pappmaché, weite Schnitte, Bonbonfarben, Zauberwürfel, vorsintflutliche Elektronikgeräte — so war die Welt der jungen Leute in den 80er Jahren — zumindest aus der Sicht der Familie Malente, die in der Komödie an der Steinstraße eine szenische Revue im Stil der Zeit über die Bühne tanzen lässt. Getreu eines Hits von Nena heißt die Show „99 Luftballons“.

Ein bisschen in den 60ern steckengeblieben sind nur strenge Eltern und eine ulkige Hausmeisterin, die mit ihren Dritten Zähnen prähistorischer Bauart, rheinischem Frohsinn und einem kräftigen Schuss Impertinenz so etwas ist wie das weibliche Pendant zu Horst Schlämmer. Die Handlung dient, wie immer in den von Peter und Vico Malente gestalteten Revivals, nur als Reihe von Anknüpfungspunkten für zig Schlager mit ihren Weltschmerz- und Weltverbesserungs-Texten.

Die beiden Herren Malente sowie Bianca Arndt und Anne Reuter drücken kräftig auf die Klischee-Tube und persiflieren die Schlagerstars von einst, dass es nur so zum Schießen ist. Wenn Al Bano im Song „Felicita“ neben seiner Partnerin Romina Power als Zwerg im Anzug auftaucht, kugelt man sich im Theatersessel.

Jede jeweils charakteristische Gestikulierung beim Singen überzeichnen die Vier exzessiv, Kostüme und Masken (grandios: Kostümbildnerin Melanie Rosewick) sind so schrill gestaltet, dass Gottfried Wendehals („Hier fliegen gleich die Löcher aus dem Käse“) oder die von Linda Evans gespielte Krystle aus dem Denver-Clan wie Karikaturen erscheinen. Das Publikum johlt und kreischt vor Freude. Und natürlich wird viel mitgeklatscht und -gesungen.

Das Quartett erweist sich einmal mehr als ausgesprochen versiert beim Imitieren, der Gesang selbst ist dabei zwar nicht gerade preisverdächtig, doch mindert das nicht im geringsten das Vergnügen an der flotten Show, die mit großer Geschwindigkeit und Abwechslungsreichtum daherkommt. Man bleibt die ganze Zeit gespannt und neugierig auf den nächsten Auftritt.

Die Darsteller scheinen noch selbst ganz amüsiert zu sein von ihrer Performance. Peter Malente alias Benny schafft es oft nicht, sein Lachen zurückzuhalten. Etwas cooler geht Vico Malente alias Dieter an die Sache heran, auch wenn er sich ein wenig von der Heiterkeit seines Mitspielers anstecken lässt. Damit fällt man natürlich etwas aus der Rolle. Das Publikum nimmt die Sache von der humorvollen Seite und lacht noch mehr. Jubel, Begeisterung und stehende Ovationen am Schluss. Für zahlreiche Zugaben ist gesorgt.

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