Kaspar Hauser wird zum Werther

André Eisermann, Film-Schauspieler, will in Düsseldorf sesshaft werden und gastiert als Goethes „Werther“ im Capitol.

Kaspar Hauser wird zum Werther
Foto: Melanie Zanin

Düsseldorf. Mit markanter Stimme und kraftvollen Gestikulierungen artikuliert Schauspieler André Eisermann (47) seine Sicht der Dinge - ob es um Goethe geht, die heutige Gesellschaft oder das Thema Liebe. In den 90er Jahren war ein junger Filmstar. Durch die Titelrolle in der deutsch-österreichisch-schwedischen Kino-Produktion „Kasper Hauser“ erlangte er über Nacht Ruhm zumindest im deutschsprachigen Raum. Mit starkem Einsatz von Körper und Seele spielte er den mutmaßlichen Kronprinzen des Großherzogtums Baden.

Kaspar Hauser fiel der Legende zufolge im Säuglingsalter einer Intrige zum Opfer und wuchs in einem Versteck auf, zunächst ohne das Sprechen zu erlernen. Das Ganze ist eine herzbewegende Geschichte, dramatisch auf Zelluloid gebannt von dem Autorenfilmer Peter Sehr (1951-2013). Und Eisermann legte als mittlerweile ausgewachsener Kaspar Hauser eine schauspielerische Glanzleistung ab.

Mittlerweile ist es recht ruhig um Eisermann geworden, aber als Theaterschauspieler zeigt er weiterhin Präsenz. Jetzt tourt er mit Johann Wolfgang von Goethes „Leiden des jungen Werther“ durch die Bundesrepublik. Es ist eine Art Lesung mit Klaviermusik, aber auf der Showbühne. Im April macht Eisermann mit „Werther“ Station im Club des Musicaltheaters Capitol.

Eisermanns Pianist Jakob Vinje hat die Musik dazu komponiert, darunter eine Melodie, die Werthers Lotte zugeordnet ist. „Dazu gibt es noch weitere Sounds, spezielles Licht und zum Lutschen Werthers Original Bonbons“, sagt Eisermann.

„Es soll kein ganz ernster, auch gut unterhaltender Abend werden.“ Zugeschaltet ist allerhand Prominenz: Ex-Nachrichtensprecherin Dagmar Berghoff, die den Abend sozusagen ansagt, und in der Textpassage des fiktiven Brief-Herausgebers und Erzählers ist der legendäre Goethe-Schauspieler Will Quadflieg (1914-2003) vom Tonband zu erleben. „Mit Quadflieg habe ich damals eine gemeinsame CD gemacht“ sagt Eisermann.

Düsseldorf ist Eisermann von Kindesbeinen an vertraut: „Im Prinzip ist es etwas Heimat“, sagt der Sohn eines Schausteller-Ehepaars. „Meine Eltern hatten eine Wurfbude und einen ‚Hau den Lukas’“, erzählt der Mime. „Damals haben die Leute noch an so etwas Spaß gehabt“, sagt er schmunzelnd. Oft hätten seine Eltern ihren Stand auf der Rhein-Kirmes aufgebaut. „Ich lag als Baby unter der Theke, weil mich meine Eltern nicht alleine zu Hause lassen wollten.“

Im Jugendalter habe er mit anpacken müssen. „Mit zwölf ging’s los - wie bei allen Schausteller-Kindern.“ Bis heute sei das Kopfsteinpflaster auf den Rheinwiesen einer seiner Lieblingsplätze, bekennt André Eisermann.

Jetzt wolle er in Düsseldorf sesshaft werden, lebe noch viele Monate pro Jahr auf der Insel Mallorca mit Blick aufs Meer. Regelmäßig wohne er derzeit bei einem Freund in Düsseltal, suche nun aber für sich eine größere Wohnung in der Stadt. „Ein Teil meiner Familie lebt hier“, sagt Eisermann.

Verwandte von ihm betrieben auf dem Carlsplatz einen Reibekuchenstand, sagt er lächelnd. Und überhaupt das Rheinland: Im Uerige ein Bier zu trinken unter rheinischen Frohnaturen - so etwas gebe es in Berlin und vielen anderen deutschen Städten gar nicht.

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