Kölner Kunstmesse Karin Kneffel: Ehrung für eine große Düsseldorferin

Die Meisterschülerin von Gerhard Richter wird auf der Kölner Kunstmesse vom Bundesverband Deutscher Galerien ausgezeichnet.

Kölner Kunstmesse: Karin Kneffel: Ehrung für eine große Düsseldorferin
Foto: Achim Kukulies

Düsseldorf. Als Karin Kneffel 1995 drei Pfirsiche malte, einen immer suggestiver als den anderen, da ging ein Raunen durch die Kunstszene. Darf man das überhaupt? Die Meisterschülerin von Gerhard Richter setzte noch eins drauf. Zwischen 1996 und 1998 entstanden umwerfend schöne und total künstliche Obstbilder. Weintrauben wiegten sich im Spiel zwischen den Farben, zwischen Licht und Schatten, samtigen und glänzenden Partien. Es war der erste ihrer vielen Höhepunkte. Am 15. November erhält sie den Cologne-Fine-Art-Preis, den der Bundesverband Deutscher Galerien und Kunsthändler vergibt. Er ist mit 10 000 Euro dotiert.

Kölner Kunstmesse: Karin Kneffel: Ehrung für eine große Düsseldorferin
Foto: Sven Vogel

Ein Klacks eigentlich für eine Künstlerin, die neuerdings auch beim Großgaleristen Gagosian in Los Angeles ausstellt. Doch Kneffel freut sich. Denn Auszeichnungen finden sich selten in ihrer Vita. In ihrer Wahlheimat Düsseldorf lebt sie zwar seit 35 Jahren, aber eine Museumsausstellung hat sie hier noch nie erhalten. Vielleicht sind ihre Bilder zu schön?

Ober liegt es daran, dass sie sich nicht anbiedert? Die Aquarell- Ausstellung in Köln im vorigen Jahr war die erste Ausstellung für sie zu diesem Thema. Vielleicht liegt es aber auch an ihrem konzentrierten Arbeiten anstelle vom Klinken-Putzen. Im Erdgeschoss liegt ihr Atelier, drüber wird gewohnt. Das ist praktisch für sie. denn diese Ölfarb-Fanatikerin malt, während die Farbe noch nass ist. Das aber heißt, die Farbe darf nicht antrocknen. Bei Gemälden von mehreren Quadratmetern ist dies leichter gedacht als getan.

Sie erzählt: „Wenn ich eine große Himmelsfläche mache, muss ich eben 15 Stunden ran. Ich finde dann keinen Weg aufzuhören. Da kann mein Mann rufen, ich solle endlich aufhören. Früher habe ich mir sogar den Wecker gestellt, um wieder runterzugehen. Ich hätte mehr Schlaf gebraucht, aber nur drei Stunden bleibt die Farbe so feucht, wie ich sie brauche. So wie ich male, ist es blöd. Aber es ist halt so.“

Neben der Malwerkstatt hält sie einen ganzen Raum nur für die Rahmen parat. Sie kauft sie fertig, aber dann beginnt auch schon die Arbeit: „Ich spanne die Leinwand selbst. Ich muss sehen, wie die Spannung ist, die ich brauche. Meine Leinwand muss eine Trommel für meine Pinsel sein.“ Dann beginnt das Grundieren, Schleifen, Grundieren.

Beim Bildmotiv ist die Realität stets ihr Ausgangspunkt. Während sie etwa einen Nebelschleier auf eine Scheibe malt, denkt sie an ihren morgendlichen Aufenthalt im Bad, wenn der Spiegel beschlagen ist und der Dampf sich nicht abreiben lässt. Malt sie Kerzen, weil das Frieder Burda-Museum in Baden-Baden zur berühmten Kerze von Gerhard Richter eine ganze Ausstellung macht, so erinnert sie sich an ihre Kindheit. „Früher, als ich klein war, hatten wir eine externe Toilette. Dann musste man in die Kälte gehen. Meine Oma oder mein Vater hatten immer diese blöden Haushaltskerzen in der Hand. Sie stellten sie oben auf die Fensterbank, um das unheimliche Loch aufzuhellen. Und immer, wenn die Kerze an so einer schmierigen Scheibe stand, wusste man, der Raum ist besetzt.“

Doch sie malt gegen diese Jugenderinnerung an. Mit einer Grillzange habe sie die brennende Kerze umgedreht, um zu sehen, wie auf ihrem Bild die Flamme auf dem Kopf stehen kann. Als sie die Kerze für eines ihrer Bilder waagerecht hielt, bekam das liebliche Thema etwas Aggressives. Eine Kerze, die sich wie ein Balken ins Bild schiebt. Aber natürlich in brillanten Farben, im kostbaren Rot oder im giftigen Grün.

Wie kommt es zu dieser Sonderstellung als Malerin? Sie hatte in den 1980er Jahren zunächst bei Norbert Tadeusz in Münster und erst dann bei Gerhard Richter in Düsseldorf studiert. Das war ganz offensichtlich ihr Glück, wenn sie erzählt: „Tadeusz hat den Glauben an das Malen nie verloren. Ich war vier Semester bei ihm, bevor mir bei Richter erst einmal der Boden weggezogen wurde. Wenn ich nur Richter in Düsseldorf gehabt hätte, wäre ich vielleicht total untergegangen. Das wäre vielleicht für mich aus dem Ruhrgebiet zu viel gewesen. So aber war es gut.“

Für den Betrachter ist es ein großer Augenschmaus. Denn bei jedem ihrer Bilder ist es ihr Ziel: „Ich will, dass Schönheit gilt. Schönheit ist wichtig. Aber sie kann auch irritieren.“

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