Juristin: Nicht jeder ist ein Künstler

Präsidentin des Oberlandesgerichts sprach zum Neujahrsempfang.

Düsseldorf. Der Neujahrsempfang im Hetjens-Museum leitete die Feierlichkeiten zum 100-jährigen Bestehen des Keramikmuseums ein. Den Festvortrag hielt die Oberlandesgerichts-Präsidentin Anne-José Paulsen. Sie sprach über das Verhältnis von Kunst und Justiz in einer Stadt, wo Joseph Beuys einst behauptete, jeder Mensch sei ein Künstler. Das sehen die Gerichte indes anders. Der Satz des Dadaisten Kurt Schwitters, dass alles, was "der Künstler spuckt", Kunst sei, gelte in der Justiz nicht. Man beurteile die eigenschöpferische Leistung, sagte Paulsen. Wer eine Teezeremonie zelebriert, sei ebenso wenig ein Künstler wie ein Tätowierer, ein Tanzlehrer oder ein Büttenredner, bei denen es um vorgegebene Abläufe gehe.

Noch nicht entschieden sind akutelle Prozesse um Werke von Sigmar Polke und Jörg Immendorff. Bei Polke müsse ein Sachverständiger klären, ob der Sammler überhaupt Original und Fälschung auseinander halten könne, und Immendorffs Ölbild "Ready-Made de l’Histoire dans Café de Flore" sei zwar mit seinem Affenstempel geadelt, aber auch hier müsse erst ein Gutachten die Echtheit prüfen. Immerhin helfen die Düsseldorfer Gerichte maßgeblich, das geistige Eigentum zu schützen. Die Düsseldorfer Patentgerichtsbarkeit habe einen so guten Ruf, dass 60 Prozent aller Patentstreitigkeiten in Europa in Deutschland und davon rund 70 Prozent in Düsseldorf verhandelt werden.

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