Leserbrief "Inszenierung hat mich aufgewühlt"

Düsseldorf. WZ-Leser Wolfgang Richel hat einen Leserbrief zur Inszenierung des "Hauptmanns von Köpenick" geschrieben. Nachfolgend möchten wir diesen hiermit veröffentlichen:

Die Inszenierung des "Hauptmanns von Köpenick" von Christian von Treskow hat mir sehr gut gefallen, ja, mich aufgewühlt, was den bedingungslosen "Mitmacheffekt" der damaligen Untertanen angeht. Die Uniform als Ausdruck des unbedingten Akzeptierens der staatlichen Zielvorgabe - acht Jahre später Nichtabwendung der Weltkriegstragödie - hat heutzutage nicht mehr den Stellenwert wie z.B. Fußball-Fan-Zugehörigkeit, wo leider auch nur selten andere Meinungen gelitten sind. Ganz zu schwiegen von dem "Geiz-ist-geil"-Volkssport.

Nein, Frau Troja, natürlich träumt dieser heimatlose Schuster von einer menschlichen Welt (in nicht klinischer Beleuchtung von J. M. Bessiere: Sehr gefühlvoll!), aber er nimmt sich Zeit für dieses arme Geschöpf, im Gegensatz zu - wie heute - den "Getriebenen". Also, wenn Sie aus der Bahn aussteigen wollen, erleben Sie eher empathieberaubte "Kunstwesen". Um noch deutlicher Zusammenhänge zum Heute herzustellen, hätte das Stück unnötig "Länge" gekriegt, und um in dieser rastlosen Zeit (Turbo-Abi) den Spannungsbogen zu halten (toller feinfühler Minimalsound: Bastian Wegner) wurde das existenziell Wichtige, und zwar sehr unterhaltsam, rübergebracht. Dieses Düsseldorfer Schauspielteam hatte sich den begeisterten Applaus verdient.

Wolfgang Richel, Wuppertal

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