Hüpfen, Pogen, Rocken - Dropkick Murphys in der Philippshalle

Düsseldorf. Wenn Iren feiern, wird meistens viel Alkohol getrunken. Etliche der rund 4.700 Fans der irisch-amerikanischen Folk-Punk-Band Dropkick Murphys, die am Donnerstag das Ende ihrer zweiwöchigen Europa-Tour in der Düsseldorfer Philipshalle gefeiert hat, haben jedenfalls schon kräftig vorgeglüht und hunderte leerer Flaschen vor der Halle stehen lassen.

Dagegen hört sich die Stimme des Murphy-Sängers Al Barr immer an, als hätte er soeben mit Fusel gegurgelt. In dieser Hinsicht steht ihm sein Kollege Ken Casey in nichts nach. Aber das muss so sein, denn was die Murphys spielen, ist hart, schnell und klingt teils so dreckig, wie die Docks von Boston, die sie besingen, zumindest früher einmal gewesen sein müssen.

Vor dem blau, grün, rot oder orange angestrahlten Tüchern, die mit keltischen Motiven geschmückte Fensterbögen zeigen, toben die Bandmitglieder über die Bühne. Vor allem Al Barr legt während des gut anderthalbstündigen Gigs mehrere Kilometer zurück, indem er hin und her läuft. Andere Musiker nehmen vor einer solchen Performance inzwischen die Dienste eines Physiotherapeuten in Anspruch. Al Barr scheint das nicht nötig zu haben und zeigt, wie viel Energie in der Musik der Murphys steckt.

Im Gegensatz zu ihm ist Scruffy Wallace der ruhende Pol: Der hochgewachsene Mann im Kilt spielt den Dudelsack und ragt neben Matt Kelly, der über sein Schlagzeug gebeugt ist, wie ein Baum auf.

Die Murphys halten sich mit keinen langen Ansagen auf, sie feuern ihre Stücke schnell hintereinander ab, kommen so im Schnitt auf bis zu zwei Songs in fünf Minuten. "Seit Ihr noch daaaa?", rufen sie auf Deutsch, um zum Song "Forever" überzuleiten. Tausend Fäuste recken sich ihnen entgegen. In den ersten zwanzig Metern vor der Bühnenabsperrung herrschen Temperaturen jenseits von 40 Grad Celsius. An den Getränketheken der Nebenräume drängeln sich Schwitzende und japsen nach Bier.

Die Fans, die auch aus Cuxhaven, Hannover und Wetzlar angereist sind, feiern die Bostoner mit den irischen Wurzeln. Sie tanzen zum Klimpern des Banjo, recken die Arme und Hände zum Klagen des Dudelsack und pogen zur Bretter-Gitarre. Nach drei Stunden Show - mit Sick Of It All und The Mahones als Anheizer - holen die Murphys zunächst mehrere Dutzend weiblicher Fans auf die Bühne, um mit ihnen die Suff-Hymne "Kiss Me I’m Shitfaced" zu singen. Nachdem Ordner mit Taschenlampen die Damen hinunter geleitet haben, darf eine Horde Jungs mit den Murphys "Skinhead On The MBTA" singen.

Nach etlichen Zugaben gehen die Lichter in der Halle abrupt an, Frank Sinatra quillt aus den Boxen und manche gehen noch ins Irish-Pub, um weiter zu feiern. Das Leergut, das sich vor wenigen Stunden vor der Halle türmte, haben die Flaschensammler längst abtransportiert.

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