Horst Mendroch: Ein Leben ohne Theater? Unvorstellbar!

Horst Mendroch gehört seit 1991 zum Ensemble des Düsseldorfer Schauspielhauses. Er erhält den 2. Preis der Volksbühne.

Düsseldorf. Die Proben beginnen für ihn erst wieder in ein paar Tagen, doch bereits jetzt sieht Horst Mendroch aus, wie einer Tschechow-Inszenierung entsprungen: weißer Leinenanzug, Stockschirm, Ledertäschchen. So kennt man ihn mittlerweile in Düsseldorf - kein Wunder, steht er hier doch seit 1991 auf der Bühne des Schauspielhauses. "Ich werde doch öfter angesprochen", erzählt der 65-Jährige, etwas geschmeichelt. Nun bekommt er am Freitag den Preis der Düsseldorfer Volksbühne, eine große Anerkennung, über die er sich sehr freut. "Ich muss mir nur noch überlegen, was ich als Dank sagen soll", gibt der trotz aller großen Erfolge bescheiden gebliebene Schauspieler zu. Noch bleibt ihm ja etwas Zeit dazu. Er war u.a. der "Theatermacher" von Thomas Bernhard, der Malvolio in "Was ihr wollt" und der "Kreon" in Antigone. Unter Amélie Niermeyer spielte er u.a. den Probstein in "Wie es euch gefällt" und den Engel in "Hörst Du mein heimliches Rufen". Sein Rollenfach aus Jugendjahren war "Liebhaber", "Bonvivant" und "Charakterkomiker". Und auch heute noch umweht seine Figuren, bei aller tragischen Tiefe, ein melancholisch-komischer Hauch, wie bei einem traurigen Clown. 1993 und 1996 wurde er zum Schauspieler des Jahres in NRW gewählt. Die nächste Premiere für ihn ist "Was ihr wollt" im Oktober. Regie: Jürgen Gosch, mit dem er auch den ebenso umstrittenen wie hochgelobten "Macbeth" vor zwei Jahren erarbeitete. Die beiden kennen und schätzen sich seit ihrer gemeinsamen Zeit Anfang der 80er Jahre in Köln. "Mit ,Nachtasyl’ wurden wir gleich zum Theatertreffen eingeladen", erinnert sich Mendroch. Gemeinsam gingen sie mit Jürgen Flimm ans Thalia Theater Hamburg. Anschließend trennten sich jedoch ihre Wege: Gosch zog es nach Berlin, Mendroch ans Bochumer Schauspielhaus, wo er direkt nach dem Schauspielstudium an der Westfälischen Schauspielschule 1963 sein erstes Engagement bestritt. "Aus privaten Gründen" zog es ihn Anfang der 90er Jahre nach Düsseldorf: Seine Frau, die Schauspielerin Petra Redinger, spielte am Gründgens Platz unter Volker Canaris. Mittlerweile tritt sie nur noch als Gast auf. Die gemeinsame Tochter (40) hat auch der Theatervirus infiziert: Sie ist Bühnen- und Kostümbildnerin. "Früher habe ich oft die Engagements und die Städte gewechselt, aber irgendwann kommt man in das Alter . . .", erklärt der gebürtige Norddeutsche. Obwohl ihn als jungen Schauspieler, der in der Provinz von Pforzheim bis Kiel seine Erfahrungen sammelte, auch einige alte Schauspieler genervt haben: "Die wussten immer schon alles." So ist er nicht und will es nie werden. Er ist immer noch neugierig und offen für ungewöhnliche Konzepte.

Mendroch weiß die Lebensqualität in Düsseldorf zu schätzen und möchte hier nicht mehr weg. Auch nicht vom Theater. Obwohl er 65 Jahre alt geworden ist, bleibt er dem Ensemble erhalten: "Ich kann mir mein Leben ohne Theater gar nicht vorstellen."

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