„Hänsel und Gretel“: Der Schöpfer des Bühnenzaubers

Seit 16 Jahren hat Bühneninspektor Dirk Busse in dem Stück „Hänsel und Gretel“ die Technik unter Kontrolle.

Düsseldorf. Ein lauter Knall, Qualm, und der Hexenofen ist explodiert, der böse Zauber gebrochen. Hänsel und Gretel und noch viele andere Kinder, die von der Knusperhexe im Lebkuchenhaus gefangen gehalten wurden, sind endlich frei. Was für Groß und Klein im Zuschauerraum des Opernhauses ein tolles Spektakel ist, versetzt die Techniker hinter der Bühne in Anspannung.

„Die Szene gehört für uns zu den heiklen Momenten“, sagt Bühneninspektor Dirk Busse, der seit 16 Jahren in der alten Rheinoper-Inszenierung von Engelbert Humperdincks Märchenoper „Hänsel und Gretel“ die Technik unter Kontrolle hält.

Vor allem sei es immer wieder eine Herausforderung, den Rauch richtig zu dosieren. „Einmal hatten wir das Problem, dass die Bühne voller Qualm war“, erinnert sich Busse mit einem leichten Schmunzeln. Das sei bei weitem nicht die einzige Klippe, die es in der Inszenierung von 1969 gebe. „Hier ist alles noch handwerklich“, betont der Bühnenfachmann.

Und solch manuelle Bühnentechnik habe ihre eigenen Tücken. „In neueren Produktionen wie dem ‚Gestiefelten Kater’ sind die Effekte meist maschinell herstellbar, doch hier sind wir eben auf dem Stand von vor 44 Jahren.“ Beispielsweise sei die Hexe, wenn sie aus dem Schornstein fliegt nicht computeranimiert, sondern eine richtige Puppe mit Besen.

Mit einer Strippe im Schnürboden werde sie emporgezogen und durch die Luft gewirbelt. Hier habe es schon mal das Malheur gegeben, dass die Hexenpuppe während des Flugs den Besen verlor. „Die Puppe wird arg strapaziert, weil sie am Ende ihres Flugs mit Wucht gegen die Wand knallt.“ Nach den heftigen Treffern müsse immer wieder viel repariert werden.

Das Meiste in der Inszenierung sei original erhalten, so zum Beispiel das Elternhaus von Hänsel und Gretel im 1. Akt, ebenso der von Moos bewachsene kleine Hügel. Auch der Himmel aus Tüll und die Bemalung seien echt historisch. „Natürlich werden die Farben immer mal wieder aufgefrischt, aber ausgetauscht wurde fast nichts.“ Dirk Busse ist selber ganz angetan von der Inszenierung. „Ich habe die Produktion noch nie vom Zuschauerraum aus erlebt“, gibt er zu. „Man kann aber auch hier von der Seite viel sehen und hören.“

Dafür habe er seine zwei Kinder, Sohn und Tochter, hineingeschickt als die in dem richtigen Alter dafür waren. „Mein Sohn war damals zwölf und ist jetzt 18 Jahre alt, schwärmt aber heute noch von der damaligen Aufführung.“ Und eigentlich, so findet Busse, sei „Hänsel und Gretel“ etwas für jedes Alter. „Das ist ein Stück für null bis 99.“ „Es sind Großmütter mit ihren Enkeln in den Aufführungen, die diese Inszenierung noch aus der Zeit kennen als sie selber Kinder waren“, sagt Busse.

Ob er finde, dass es so langsam Zeit sei für eine Neuinszenierung, wollen wir wissen: „Überhaupt nicht“, sagt der Bühneninspektor spontan. „Die Inszenierung ist so, wie man sich das Stück selber vorstellt.“ In seiner Heimat Würzburg gebe es eine moderne Inszenierung mit einer dreistöckigen Torte. Da gefalle ihm die Düsseldorfer Produktion besser. „Romantische Bilder finde ich sehr viel schöner und einfach passend.“

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