Getanzte Leidenschaft in der Tonhalle

Gabriel Merlino tritt mit dem 20-köpfigen Ensemble Tango Pasión in der Tonhalle auf. Der Tanz erzählt Geschichten.

Düsseldorf. Die wichtigste Erkenntnis hat Gabriel Merlino schon bei seinem ersten Besuch in der Landeshauptstadt gewonnen. "Man kann kein Kölsch in Düsseldorf trinken", sagt der Musiker mit einem Schmunzeln. Düsseldorfer mögen ihm verzeihen, dass er an Kölsch denkt, denn der Bandoneonist ist bereits mehrfach in der Dom-Stadt aufgetreten.

Nun locken allerdings Altbier - und Tonhalle. Der 33-Jährige kehrt am 4. Januar 2011 samt seinem Handzuginstrument nach Düsseldorf zurück: "Ich freue mich darauf", sagt Merlino. Zumal keine Show wie die andere sei: "Ich improvisiere in jedem Konzert. Es wird also garantiert nicht langweilig."

Als Merlino zum ersten Mal in Düsseldorf war, galt er noch als Geheimtipp - als einer der besten Nachwuchs-Bandoneonisten überhaupt. Heute ist er Orchesterleiter und auf der ganzen Welt zu Hause. Die Erinnerung an die Landeshauptstadt ist jedoch eine ganz besondere: "Ich bin vor einigen Jahren im Zakk aufgetreten, das hat Spaß gemacht - Düsseldorf hat ein tolles Kulturzentrum."

Natürlich nicht nur eines, und deshalb kommt der Musiker auch gerne zurück: Zusammen mit dem 20-köpfigen Ensemble Tango Pasión stellt er die neue Show "Ultimo Tango" in der Tonhalle vor.

Bis es so weit ist, verzaubert er erst einmal sein Publikum in England, Finnland und Frankreich. Ob er während der vier Monate an die Heimat denkt? "Ja, natürlich." Schließlich wäre er kein großer Tango-Freund, wenn er nicht auch ein bisschen melancholisch wäre.

Das ganz große Heimweh kann trotzdem nicht aufkommen. Denn: "Tango-Musik ist wie eine Familie für mich. Schon mein Großvater hat Bandoneon gespielt." Zum anderen weiß er eine attraktive Dame an seiner Seite. "Meine Frau hat eine großartige Stimme", sagt Merlino, der seine Herzensdame im Rampenlicht vor fünf Jahren kennenlernte.

Seitdem stehen sie gemeinsam im Scheinwerferlicht - auch in Düsseldorf. Die Sängerin Vanina Tagini (28) begleitet ihren Mann, wenn er im Januar mit zwölf Tänzern und seinem Opus Tango Orchestra auftrumpfen will - natürlich an dem Bandoneon, das ihm, dem damals achtjährigen Steppke, einst sein Großvater geschenkt hat. "Es ist 90 Jahre alt und klingt einzigartig!"

Der unverwechselbare Klang seines Bandoneons lässt Tango-Liebhaber in aller Welt aufhorchen. Staunen lassen auch seine Sprachkenntnisse. "Ich habe Deutsch auf der Straße gelernt - während meiner Tourneen."

Merlino sagt’s so, als sei nichts leichter, sich in fremden Ländern zurechtzufinden. Auch in Düsseldorf - diesmal, so hofft er, bleibt vielleicht auch Zeit für einen Spaziergang am Rhein. Und auch dies klingt nach Vorfreude und nicht wie eine leere Floskel: "Ich mag das deutsche Publikum." Sind Argentinier nicht temperamentvoller? "Das Vorurteil, alle Deutsche seien kühl, stimmt nicht. Sie sind sehr leidenschaftlich."

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