Galerien starten in den Herbst

Viele Künstler und Kunsthäuser bitten heute zur Vernissage – die WZ gibt Tipps.

Düsseldorf. Am Freitag laden Düsseldorfs Galerien von 19 bis 21 Uhr zu Vernissagen nach den Sommerferien ein. Ariane Kollar ist ein Gewinn für Düsseldorf. Seit einem Jahr lebt sie hier und verwandelt ihre Leinwände zu einem Triumph der Farbe.

Sie beherrscht die Farbfeldmalerei souverän, und zugleich spielt sie damit, setzt unregelmäßige Spritzer genüsslich in Szene. Immer wieder erzeugt sie neue Klänge in ihren Flickenteppichen, setzt Nachtfarben und fluoreszierende Töne ein, bedeckt die Acrylfarben mit Firnis und schichtet abermals neu.

Die Ergebnisse erstrahlen wie mittelalterliche Kirchenfenster, zugleich sind es Prachtstücke, die sich von der grauen Steinwand der Galerie Schmela abheben. Diverse Perspektiven und das Aufklappen des illusionistischen Raums dienen dazu, neue Spannungen in der Komposition zu bringen.

Mutter-Ey-Straße3, bis 18.Oktober, di - fr 11 - 18, sa 12 - 16 Uhr

Eine atemberaubende Schau internationaler Gegenwartskunst präsentiert Hans Mayer. Es ist, als wolle er beweisen, dass Düsseldorf im Rheinland der Nabel des Kunstmarktes ist. Gleich im Eingang begrüßt die Inderin Rina Banerjee mit einem raffinierten Zauberwerk aus Federn und Glasbirnen. Der Blick gleitet auf ein Feld mit 50er-Jahre-Waagen, die der Schwede Jacob Dahlgren zusammengetragen hat.

Vor die raffinierte Tapete der Mexikanerin Sandra Bermudez stellt Mayer eine Porzellan-Terrine mit einem Motiv der Madame Pompadour, wofür Cindy Sherman verantwortlich zeichnet. Wenige Schritte davon entfernt flimmert eine Margarite, eine frühe 3-D-Arbeit des Pop-Künstlers Andy Warhol. Der Amerikaner Blair Thurman lässt es in einer Holzkonstruktion in kaltem Gelb und Weiß schimmern, während die Kultfigur unter den chinesischen Künstlern, Qiu Xiaofei, seine Malereireliefs wie Farbtüren in die Wand einfügen lässt.

Grabbeplatz2, bis 25.September, mo - fr 10 - 18, sa 11 - 16 Uhr

Mihoko Ogaki hat vor zwei Jahren mit ihrem kunstvollen Leichenwagen Furore gemacht, diesmal wendet sie sich dem Leben zu. In einer überdimensionierten Zeichnung gruppiert sie die knienden, laufenden und hockenden Menschen wie Streugut über antike Buchseiten. Die Figuren sind allerdings keine Abbilder, sondern ausgerissene Silhouetten als schwarze Negativformen.

Sie liebt die letzten Fragen, in einer von innen beleuchteten Figur etwa, deren Lichtpunkte wie zu Zero-Zeiten an die Wände fallen, wie eine vom Körper abstrahlende Energie. Hockende Frauen-Skulpturen bergen Kunststoffkugeln im Schoß, die mit irisierenden Hintergründen hinterlegt sind, so dass es kosmisch aus dem Körperinneren zu strahlen scheint.

Galerie Voss, Mühlengasse 3, bis 4. Oktober, di - fr 10 - 18, sa 11 - 14 Uhr

Jochen Mühlenbrink versucht den Spagat zwischen Realität und abstrakter Malerei. Das Asphalt-Motiv scheint er von seiner großen Straßenkreuzung zwischen Bruch- und Flurstraße entnommen zu haben, doch sein Asphalt-Bild vibriert aufgrund weggekratzter und aufgerissener Farbschichten, die das Grau durchstoßen und aus dem Stück Alltagswelt ein kunstvolles Tryptichon machen. "Ice" ist der Bildtitel eines Breitformats.

Der Betrachter hat den Eindruck, als sause ein ICE-Zug durch eine Waldschneise und hinterlasse seine Spur als blau-graues Sinnbild immaterieller Geschwindigkeit. Wären da nicht die dick aufgetragenen Farbbalken, die zwar an Baumstämme denken lassen, aber nur deshalb aufgetragen sind, um ein visuelles Spiel zwischen Vor- und Hintergrund zu evozieren. Neuerdings arbeitet Mühlenbrink auch mit Abklatsch- und Rakeltechniken, wobei er die Motive noch im nassen Zustand verfremdet.

Orangeriestraße 6, bis 11. Oktober, di - fr 12 - 18, sa 11 - 14 Uhr

Das Thema der Eisscholle ist seit Caspar David Friedrich ein beliebtes Motiv, Jörg Immendorff hat es als Symbol für den deutsch-deutschen Konflikt im Zeitalter des Kalten Krieges benutzt. Der hochtalentierte Bildhauer Christian Forsen belegt mit seinen weiß gestrichenen, an den Rändern abgebrochenen Hölzern fast den gesamten Galerie-Raum von Cosar.

Als Bildhauer denkt er jedoch nicht nur an das Symbol der Eiszeit, sondern auch an die Fundamente für seine übrigen Skulpturen. Hier variiert der einstige Meisterschüler von Georg Herold das Prinzip eines recht labilen Bausatzes.

Flurstraße57, bis 17.Oktober, di - fr 11 - 13, 15 - 18 Uhr

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