Freddy Cole: Besichtigung einer Legende

Viele Besucher wollten Freddy Cole und sein Quartett bei der Jazz Rally im Landtag sehen.

Düsseldorf. Das Konzert des Freddy Cole Quartet ist seit einer halben Stunde in Gang, und noch immer wartet eine beträchtliche Besucherschlange vor den Glastüren des Landtagsgebäudes, das im Rahmen der Düsseldorfer Jazz Rally als Spielstätte für die Darbietung des weltbekannten Ensembles erkoren wurde.

Das erste Stockwerk mit seiner Helligkeit spendenden Wintergarten-Verglasung ist ziemlich überfüllt. Sitzplätze lassen sich schon eine Weile vor Konzertbeginn nicht mehr ergattern. Die Jüngeren im Publikum haben es sich auf dem Fußboden mehr oder weniger bequem gemacht, viele stehen, einige bevölkern die von gleißendem Licht überströmte Terrasse.

Freddy Cole (78), jüngerer Bruder der bereits 1965 verstorbenen Musiklegende Nat "King" Cole, macht unterdessen mit seinem Quartett auf dem mittelgroßen schwarzen Bühnenprovisorium eine Musik, bei der man auch im Stehen jegliches Gefühl von Anspannung hinter sich lassen kann.

Es ist gediegener Jazz alter Schule, den Cole auf dem schwarzen polierten Bechstein-Flügel spielt. Dazu passt auch die elegant-konservative Kleidung. Die vier Musiker tragen trotz der sommerlichen Wärme Anzug und Krawatte. Nur der Schlagzeuger hat sein Jackett abgelegt.

Die älteren Herren fallen nun nicht unbedingt durch Rasanz und Virtuosität auf. Es ist der natürliche Swing, der Rhythmus im Blut, was stark für das Quartett einnimmt. Cole spielt souverän Klavier, selten besonders brillant, aber mit viel Flair und Empfinden. Vor allem die leisen Töne werden sehr gefühlvoll präsentiert.

Zusammen mit seinen drei Mitstreitern Randy Napoleon (Gitarre), Curtis Boyd (Schlagzeug) und Elias Bailey (Bass) gestaltet er eine ausgereifte Performance, die es nicht mehr nötig hat, jemandem irgendetwas zu beweisen. Schlagzeuger Boyd trommelt zwar nicht mehr ganz mit dem Sportsgeist der Jungen, verweist junge Jazzer aber durch die selbstverständliche Verwachsenheit mit seinem Metier auf die Plätze.

Gelegentlich singt Freddy Cole ein paar seiner Songs. Die Stimme erinnert dabei ein bisschen an Frank Sinatra, klingt allerdings um ein paar Stufen kehliger und rauer. Andächtig lauscht das Publikum und applaudiert nach den gelungenen Soli kräftig.

Ein paar Besucher machen aber ob des tatsächlich etwas gleichförmigen Programms einen etwas gelangweilten Eindruck und verlassen das Gebäude wieder - sehr zur Freude der draußen Wartenden, die vom Aufsichtspersonal grüppchenweise eingelassen werden. Dieser Vorgang hat etwas eigentümlich Museales an sich - eine amerikanische Jazzlegende wird besichtigt.

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