Filmfest Düsseldorf: Der kritische Blick in 30 Minuten

Zum zehnten Mal zeigt das Filmfest eine Auswahl von Kurzfilmen in der Uni. Das Rahmenprogramm läuft im Filmmuseum.

Düsseldorf. Was sie sehen, ist nicht immer schön. Doch echte Cineasten suchen in Filmen mehr als Ästhetik, mehr als Unterhaltung und Kurzweil.

Während andere betreten den Blick abwenden, wenn die Kamera zwei Minuten lang auf ein ausblutendes Schwein in einer Fleischerei gerichtet wird, schauen die Studenten Sven Mesterjahn, Irfan Derin und Jens Schmidt genau hin und erkennen in Schock und Ekel das kritische Element. „Gesellschaftliche Tabus können gerade im Kurzfilm auf besondere Weise behandelt und hinterfragt werden“, findet Schmidt. Einer der Gründe, wieso die drei Männer jenem Medium verfallen sind.

Die Geschichte des Filmfests, das im November wieder an der Heine-Universität stattfindet, ist die Geschichte einer großen Liebe: der Liebe junger Menschen zum Kurzfilm.

Zehn Jahre ist es her, da beschlossen Studenten am Institut für Medien und Kulturwissenschaft, dass das Format in Düsseldorf weniger Aufmerksamkeit erhält, als ihm gebührt. „Das Festival ist aus dem Gedanken entstanden, dass diese Sparte im kulturellen Bereich der Stadt bislang wenig bedient wird“, sagt Mitorganisator Sven Mesterjahn.

Gleichzeitig sollte das Festival als Plattform für die Schöpfer dieser Kunstform fungieren, jungen Absolventen von Filmhochschulen und Universitäten mit Medienbereichen. Als das Team im Jahr 2003 erstmals den Aufruf startete, war die Resonanz überwältigend.

Fehlende Ausschlusskriterien sorgten für eine unüberschaubare Flut von Filmen, darüber hinaus haben die Gründerväter ihr neues Projekt auf internationaler Ebene beworben — ein Konzept, das langfristig nicht tragen konnte.

Heute liegt das Festival noch immer vollständig in studentischer Hand, erhält Unterstützung von Universität und Stadt. Allerdings stellen die Organisatoren ihre Ansprüche dezidierter. Kein Film darf eine Länge von 30 Minuten überschreiten, kein Regisseur bereits mehr als fünf Filme gedreht haben. Mehr Maßgaben gibt es nicht. Weder in inhaltliche noch technische Schranken will das Team die Bewerber weisen.

Da kann es passieren, dass eine kauzige Dokumentation aus einer Kleingartenanlage im Ruhrpott im Briefkasten des Instituts landet. Und manchmal thematisiert ein Film eben die hässliche Seite der modernen Konsumgesellschaft, indem er blutende Schweine in einer Fleischerei zeigt.

„Einige von uns haben sich abgewandt“, gibt Schmidt zu. In solchen Fällen müsse abgewogen werden, was das Team dem Publikum zumuten kann. „Wir wollen den Zuschauer durchaus auch mit Ungewohntem konfrontieren, aber ohne dass die Hälfte den Saal verlassen muss.“

Einige Kandidaten haben es sogar schon bis in den internationalen Wettbewerb geschafft. Die deutsch-indische Produktion „Raju“ zum Beispiel ging im vergangenen Jahr beim Filmfest an den Start und war später bei den Oscars vertreten. „Unser Programm hat von der Qualität her auf jeden Fall zugenommen“, bilanziert Derin. Eine Liebesgeschichte mit Happy-End also.

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