Feuerprobe für die Kunst an der Ackerstraße

Kunst: In Flingern hat ein temporäres Auktionshaus eröffnet. Bewährt es sich, soll es bleiben.

Düsseldorf. Peter Karbstein hat einen guten Ruf als Auktionator. Seit 30 Jahren gibt es seine Firma, die bislang für die Kunst des 19. Jahrhunderts bekannt war und die Moderne nur nebenbei angeboten hat. Nun startet er am Samstag an der Ackerstraße 13 einen Versuchsballon: die erste Kunstauktion der Avantgarde in Flingern. Werke von Immendorff und Lüpertz, Richter und Fotokünstler Martin Denker werden angeboten.

Mit von der Partie ist Burkhard Eikelmann, der Vermieter der Räume, der sein Galerie-Geschäft nach Oberkassel verlegt hat. "Wir wollen testen, ob eine große Sommerauktion in der Sauregurkenzeit läuft", sagt er. Die Werke wurden von Privatleuten gestellt, auch der Nachlass-Verwalter eines Sammlers schickte Bilder zur Versteigerung.

Karbstein ist sich seines Erfolgs schon vorab sehr sicher. "Der Standort Flingern ist optimal, die Räume könnten kaum besser sein", sagt er im Gespräch. "Die Wände sind sehr hoch, mit Durchgang zum Hinterhof, mit Theke und kleiner Bar." Die Angebote sind entsprechend superb:

Als teuerstes Werk soll ein Ölgemälde von Lüpertz an den Mann gebracht werden, "Die Hinrichtung der Vasen" von 1996, mit Mindestgebot von 32 000 Euro. Das ist eine echte Gelegenheit, denn so große, frühe Gemälde des Meisters kosten normalerweise das Fünf- bis Zehn-Fache. Wer nicht so viel Kleingeld mitbringt, kann mit einer Farbradierung des Meisters für 700 oder einem undatierten Farbsiebdruck für 400 Euro glücklich werden. Sogar Gerhard Richters beliebte "Kerze" nach dem Ölbild von 1982 steht zum Verkauf.

Im Vorgriff auf die große Retrospektive von Ferdinand Kriwet in der Kunsthalle steht auch eine Collage aus Kunststoffbahnen des Textkünstlers zum Verkauf. Sie stammt aus dem Jahr 1973 und gehört zu den so genannten Sehtexten. 2000 bis 3000 Euro soll das Folienbild auf Tischlerplatte bringen.

In London, Paris und New York erzielen Gemälde, Skulpturen und Lithos berühmter Künstler wie Munch, Picasso oder Giacometti Rekordpreise von 70 bis 80 Millionen Euro. Derart kapitale Werke stehen an der Ackerstraße nicht bereit, dennoch gilt die Weisheit von Henrik Hanstein aus dem Kölner Auktionshaus Lempertz auch hier: "Die Kunden suchen nach Werten, um ihre Habe vor dem Wertverlust im Welthandel zu schützen."

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