Felix Droese: Ehrung für einen unangepassten Künstler

Der Düsseldorfer erzählt, wie man ihn als politischen Künstler heimsucht.

Felix Droese: Ehrung für einen unangepassten Künstler
Foto: Bischof

Düsseldorf. Bevor Felix Droese (64) am 7. März mit dem Preis der Düsseldorfer Künstlers im Museum Kunstpalast ausgezeichnet wird und 5000 Euro in Empfang nimmt, berichtete er am Donnerstag im Foyer des Museums, wie es einem unangepassten Künstler wie ihm ergeht: „Man landet im Keller. Meine Arbeiten liegen mindestens in sechs Depots von Museen.

Heute gilt ein Künstler in der Gesellschaft ja nur zehn Jahre. Dann ist er entweder tot und stört nicht mehr, oder er steigt im Preis. Ich bin aus dem Kunstmarkt und dem Kunstgeschehen herausgewachsen. Ich habe mit so einer Ehrung nicht mehr gerechnet.“

Droese ist Sohn eines altkatholischen Pfarrers und Ex-Schüler von Beuys. Seine Werke sind durchdrungen von der Frage nach dem Menschlichen. Sie bewegen sich auf der Grenze zwischen Politik und Spiritualität. Er gehörte als Student zu linken Studenten- und Künstlervereinigungen. Zeitweilig kandidierte er mit Jörg Immendorff für die alternative Liste. So einer wie er war eher in Polizei- als in Künstlerkreisen bekannt. Es gehörte schon Mut dazu, sein Werk zu kaufen.

Das Land NRW fühlte sich stark genug und ließ sich anlässlich einer früheren „Großen Düsseldorfer“ seinen Papierschnitt „Das Haushaltsloch“ reservieren. Vier Tage später annullierte es den Kauf. Droese heute: „Noch nicht einmal geliehen wollte man das Werk haben. Das Loch war offensichtlich zu groß. Das erlebe ich häufig: Wenn es wehtut, schreckt man zurück.“

1982 zeigte er zur Documenta „Ich habe Anne Frank umgebracht“ als eine sieben Meter hohe Papierarbeit mit einer Figur im Vogelkäfig. In der Nationalgalerie Berlin aber lehnte man die Arbeit ab. Er hätte dort gern auch seine „Große Lüge“ präsentiert. Heute erklärt er: „Die Lüge ist zur Weltordnung geworden. Davon ernährt sich Europa. Man lügt, dass sich die Balken biegen.“

1988 präsentierte er auf der Biennale in Venedig „Das Haus der Waffenlosigkeit.“ Die Biennale-Leitung überlegte daraufhin, den Deutschen Pavillon zu schließen. Man fürchtete, die Bundesrepublik werde schon wieder ideologisch.

Ganz schlimm wurde es, als Droese 2003 für Aldi auf Ein-Euro-Basis arbeitete und für 20 000 Grafiken nur 20 000 Euro bekam. Er wollte den Kunstmarkt mit seinen Preisen auf den Kopf stellen. Der rächte sich. Die Auktionshäuser boykottierten den „billigen Jakob“. Kaum war der Eiserne Vorhang gefallen, als er in Rostock Kunst-Geld druckte. Dort war man empört. Er aber erklärte: „Wenn die DDR zur BRD kommt, hat das auch einen materiellen Hintergrund.“ Später druckte er eigenes „Totengeld“, werden doch die Toten in China mit derlei Scheinen beerdigt.

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