Familie „Von-und-Zu“ in Öl

Porträts Ulrike Zilly malt seit vier Jahren Porträts von Adligen. Eines der Modelle ist ein Museumsleiter.

Düsseldorf. All die "Von-und-Zus", die Fürsten, Grafen und Freiherren haben keine Privilegien mehr, sie spielen seit der Abschaffung der Monarchie im Jahr 1918 keine entscheidende Rolle. Und doch gilt Deutschland als Land mit den meisten Adligen, 8000 Blaublüter leben hier. Die Malerin Ulrike Zilly ist ihnen seit 2006 auf der Spur, sie fertigt Adelsporträts an. Einer dieser Porträtierten ist Dedo von Kerssenbrock-Krosigk, Leiter des Glasmuseums Hentrich am Ehrenhof.

"Dedo", wie ihn seine Freunde nennen, besitzt ein Schloss in Barntrup bei Detmold und eine Etagen-Wohnung in Düsseldorf. Mit der Forstwirtschaft finanziert er den Erhalt des Schlosses, das ihn viel Mühe und Arbeit kostet. Seine Adelsbezeichnung ist ein einfaches "von". Oder genauer, ein doppeltes "von", denn theoretisch müsste er von Kerssenbrock-von-Krosigk heißen. "Das will ich niemandem zumuten", sagt er. Sein Schloss stammt aus dem späten 16.Jahrhundert, und der Schlossherr interessiert sich für das Glas, weil es die einzige Kunst ist, die 5000 Jahre alt ist.

Ulrike Zilly und Dedo von Krosigk trafen sich eher zufällig in der Museums-Kantine. Sie bat ihn, für ihre Malerei still zu sitzen. Er willigte sofort ein, denn er war gerade aus Amerika gekommen und wollte Künstler kennenlernen. Die Sitzung belebte ihr Ehemann, Malkasten-Chef Robert Hartmann. Der unterhielt das Modell mit Erörterungen zur Kunst und mit Rotwein. "Adelsporträts", so Krosigk heute, "seien früher notwendig gewesen als Brücke zwischen den Generationen, als Vorbild oder abschreckendes Beispiel. Was man für Vorfahren hatte, gehörte zur Selbstbestimmung."

Die Sitzung war zugleich ein ernstes und ironisches Spiel. Zilly setzte den Söhnen Gregor und David von Kerssenbrock-Krosigk Ritterhelme auf, stellte ihnen alte Gewehre zur Seite und freute sich über ihr Rollenspiel. Tochter Anna bekam eine Trommel in die Hand. Dedo aber schwebt auf Zillys Bild frei im Farbraum, leicht in sich gekehrt, wie verträumt. Von Fürstenmacht keine Spur.

Wie er den Adel sehe? Seine Antwort klingt fast philosophisch: "Alter Adel ist das Werk der Zeit. Und Zeit gibt Gelassenheit. Man muss nicht auftrumpfen. Man ist ein kleines Glied in einer langen Kette. Man gewinnt Sinn für Nachhaltigkeit aus einer langen Vergangenheit heraus."

Und sie? Ulrike Zilly hat über 150 Bildnisse von Adeligen gemalt. Quer durch die Republik ist sie gefahren. Pinsel, Stift, Leinwand, Staffelei und Farbkasten waren immer dabei. Sie sah Schlösser, Villen und Stadtwohnsitze, begegnete dem Hochadel und dem "Etagen-Adel". Sie war begeistert von denen, die ihr die Tür öffneten. "Da war so viel Menschliches im Spiel. Manchmal wollte man mich gar nicht mehr loslassen." Das erste Adels-Porträt war Prinz Asfa-Wossen Asserate aus dem äthiopischen Kaiserhaus, der als Unternehmensberater in Deutschland lebt. Auch die von Bülows machten mit, aus der Loriot-Autor Vicco hervorgegangen ist.

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