Ex-Görres-Schüler dreht Polizeiruf 110

Jan Bonny hat bislang Werbe- und Kunstfilme gemacht. Jetzt hat er sich das Genre der Spannung vorgenommen.

Düsseldorf. Der gebürtige Düsseldorfer und ehemalige Schüler des Görres-Gymnasiums Jan Bonny, Jahrgang 1979, hat sich als Filmregisseur einen Namen gemacht. Es sind teilweise ungewöhnliche Werke, die er dreht und vom Genre her schwer festzulegen. Die Skala reicht vom experimentellen Kunstfilm bis zum kommerziellen Werbespot für McDonald’s oder die Bahn. Nun drehte er in München seinen ersten Fernsehkrimi für die Reihe „Polizeiruf 110“. Am Sonntag ist er im Fernsehen zu sehen.

„Der Tod macht Engel aus uns allen“ heißt die Folge mit Matthias Brandt in der Rolle des Hauptkommissars Hanns von Meuffels. Mit Brandt habe er bereits zwei Filme gedreht, sagt Jan Bonny im Gespräch mit der Westdeutschen Zeitung. „Bei einem Festival in Shanghai bin ich mit dem Produzenten des Polizeirufs ins Gespräch gekommen“, so Bonnys für das Zustandekommen des gemeinsamen Projekts.

Seinem Regiestil wolle er auch in der Arbeit für das Fernsehen treu bleiben, so der junge Filmer, der sich nur schwer konkrete Aussagen über seine künstlerischen Motive entlocken lässt. „Über meine Arbeit zu sprechen ist schwierig“, sagt Jan Bonny. Mit Antworten auf die häufig gestellten Fragen, welche Art Film er anstrebe, würde er sich immer etwas quälen.

Und dann versucht er es doch: „Mich interessiert die Position des Einzelnen in der Gesellschaft; was macht die Gesellschaft mit einem und welche Wechselspiele ergeben sich.“ Dies werde auch im „Polizeiruf“ eine Rolle spielen. Mögliche Erwartungen, er könne ein Gewaltdrama inszeniert haben, weiß er zu bremsen: „Wir sehen keine Leiche.“ Regisseur Dominik Graf (Polizeiruf, Tatort) zeigt sich angetan von Bonnys Arbeit: „Bonnys rasant-realistischer Regie-Stil verbindet sich mit Günter Schütters einzigartigen Figuren und Szenen und Dialogen.“ Dieser Polizeiruf 110 zeige ein „Panorama der Grausamkeiten und Einsamkeiten.“

Dass Bonny seinen eigenen Kopf durchsetzt, ist auch den kleinen Werbespots anzumerken, die abweichen von der heilen Konsumwelt. Dort sind kleine ironische Spitzen und Reibungsflächen versteckt. In einem der Filme etwa liegt sich ein junges Liebespaar in den Armen. Sie fordert ihn auf, ihr „etwas Geiles“ zu sagen, worauf er spricht: „Big Mac“. Sie löst sich aus der Umarmung und wiederholt mit pikiertem Unterton die enttäuschenden Worte. Werbung sei für ihn keine Konzession an den Broterwerb, sagt Bonny. „Ich drehe gerne Werbung, mir macht das Spaß.“ Er arbeite gerne in verschiedenen filmischen Formaten.

Und er sehe Werbung nicht nur als Mittel zum Zweck. „Ich mache auch merkwürdige Sachen, die gar kein Geld bringen.“ Anfang dieses Jahres habe er etwa mit Studenten der Düsseldorfer Kunstakademie ein Video auf dem mittlerweile abgerissenen Tausendfüßler gedreht, ein Bauwerk, das er heute im Stadtbild vermisse. Er komme häufig nach Düsseldorf, sagt der seit vier Jahren in Köln lebende Familienvater eines zweijährigen Sohns. In Düsseldorf habe er Freunde und Familie und arbeite mit ehemaligen Akademiestudenten an Filmprojekten. „Düsseldorf und Köln - das ist für mich eine Region.“

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