Foto-Ausstellung Erik Kessels im NRW-Forum: „Den Fokus auf das Unperfekte legen“

Im NRW-Forum zeigt der Künstler Alltagsfotos in Serie, die teils intime Einblicke in das Leben Unbekannter geben.

Foto-Ausstellung: Erik Kessels im NRW-Forum: „Den Fokus auf das Unperfekte legen“
Foto: Bozica Babic

Düsseldorf. Unsere moderne Welt ist voller Fotos. In sozialen Netzwerken schwappt uns jeden Tag eine virtuelle Welle davon entgegen. „Eigentlich bräuchten wir gar keine neuen mehr zu machen“, sagt Erik Kessels, Künstler und Publizist.

Foto-Ausstellung: Erik Kessels im NRW-Forum: „Den Fokus auf das Unperfekte legen“
Foto: Nikolas Golsch

Er knipst deswegen nicht selbst; er sammelt nur, archiviert, dokumentiert — und analysiert am Schluss. „Wir sehen wahrscheinlich beim Frühstück schon mehr Fotos, als unsere Vorfahren vor 100 Jahren in ihrem ganzen Leben gesehen haben.“ Im NRW-Forum präsentiert der Niederländer ab heute Alltagsbilder in Serie, die er in den vergangenen 20 Jahren auf Flohmärkten, in alten Familienalben und im Internet gefunden hat.

Foto-Ausstellung: Erik Kessels im NRW-Forum: „Den Fokus auf das Unperfekte legen“
Foto: Bozica Babic

Kein einziges der Fotos ist im klassischen Sinn perfekt gelungen. „Das wäre auch langweilig“, sagt Kessels. So präsentiert er an einer Wand Fotos, auf denen eine Familie ihren schwarzen Hund ablichten wollte. Alte Fotos in schlechter Qualität, allesamt sind sie misslungen: Der Hund ist auf jedem der Bilder nur eine schwarze Kontur, die mal auf dem Sofa liegt, mal im Garten steht. Immer schluckt sie das Licht.

Einzig auf dem letzten Foto der Serie sind die Facetten des Tiers besser zu erkennen. Kessels: „Die Familie schien verzweifelt, weil es auf all den Bildern nie etwas geworden ist. Am Ende hat sie das Bild dann dermaßen überbelichtet, dass zwar ringsherum nichts mehr zu erkennen ist, aber wenigstens der Hund nicht mehr alles Licht schluckt.“

An anderer Stelle zeigen mehr als 20 Fotos die gleiche Frau. Gewöhnliche Urlaubsfotos einer Japanerin, die wohl ihr Mann über Jahrzehnte hinweg geschossen hat. Erik Kessels ordnet sie an und benutzt sie symbolisch, um das Eheleben darzustellen: „Am Anfang, als die beiden noch jung sind, fotografiert er sie aus nächster Nähe, oft ist ihr Gesicht in Nahaufnahme zu sehen.“ Die letzten Fotos zeigen die Frau hingegen nur noch von weitem, auf dem allerletzten Bild verschwindet sie gar als Strich in der Landschaft vor einem großen See. Kessels analysiert: „Die Ehejahre haben eine Distanz zwischen den beiden geschaffen. Sind sie sich fremd geworden?“

Die Schau mit dem Titel „Erik Kessels and Friends“ ist die erste des 1966 geborenen Künstlers in Deutschland. Wie der Name verrät, gestaltet er die Ausstellung nicht alleine, fünf ähnlich denkende Künstler haben Werke beigesteuert.

Bis zum 5. November im NRW-Forum, Ehrenhof 2; Öffnungszeiten: Dienstag bis Donnerstag 11-18 Uhr, Freitag 11-21 Uhr, Samstag 10-21 Uhr und Sonn-/Feiertag 10-18 Uhr.

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