Einkaufsbummel durch den Pop

Konzert: Die Arctic Monkeys mischten in der Philipshalle die Errungenschaften der 60er Jahre.

Düsseldorf. Die Rahmenbedingungen könnten kaum passender sein. Leicht verschneit und bei eisigen Temperaturen stehen die Fans der Arctic Monkeys bibbernd und mit roten Nasen vor der Philipshalle, um endlich Einlass zu erhalten und sich ihre vier britischen Lieblinge aus der Nähe anzusehen. Rund 3000 mögen es anm Mittwochabend sein, die später zu Songs wie "My Propeller" oder "Secret Door" ihre Hingabe an die Musik zelebrieren. Nach einem eher schleppenden Auftakt mit "Dance Little Liar" legen die vier Jungs aus Sheffield nach, um sich in den von ihren Fans so geliebten Rumpel-Sound einzufinden.

Sänger und Gitarrist Alex Turner, Schlagzeuger Matt Helders, Bassist Nick O’Malley, Gitarrist Jamie Cook sowie John Ashton als Unterstützung an Keyboards und Gitarre haben sich in den sechs Jahren seit ihrem CD-Erstling von der kleinen Internet-Band, die geschickt die Werkzeuge des digitalen Zeitalters zu nutzen wusste, zu richtigen Rockstars gemausert. Heute klingt ihr britpoppiger Post-Indie-Rock vielleicht nicht mehr ganz so unbeschwert wie noch auf der CD "Whatever People Say I Am, That’s What I’m Not " aus dem Jahr 2006, aber dafür demonstrieren sie auf dem aktuellen Album "Humbug" einen erfreulichen Einkaufsbummel durch die Errungenschaften der Popmusik, insbesondere jener der 1960erJahre.

Psychedelisch geschwängertes Gitarrenzirpen der Electric Prunes, der stilisiert dilettantische Twang-Sound eines Syd Barrett, alles untermalt von herrlich verschrammelten Gitarrenriffs, dazu Turners irgendwo zwischen Jim "The Doors" Morrison und Liam "Oasis" Gallagher pendelnder Nöl-Stimme mit Yorkshire-Akzent. Die Arctic Monkeys verstehen es dabei erstklassig, diese Ingredienzien in verschroben konstruierte Songs mit langen Texten gießen zu können. Die Musiker sind ohne Zweifel eines der schöneren Beispiele für eine Band, die Versatzstücke früherer Stile wohlfeil ausspielt.

Im Saal feiern die Fans beinahe jeden der gespielten Songs als Lieblingslied. Eingerahmt wird die Band von zwei Videowänden, die in bester Super-8-Qualität Naheindrücke der fünf Musiker vermitteln. Aber auch die Kameras fangen von Alex Turner nicht viel mehr ein als sein Kinn, dass unter dem langen Wuschelkopf herausragt und die vielen Gitarren, die er sich im regelmäßigen Turnus umhängt.

Mit einen deftigen Konfetti-Kanonenschlag ist nach 75 Minuten erstmal Schluss, doch es folgen 15 Minuten Zugaben.

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