Eine Stadt im Kraftwerk-Fieber

Die Pioniere des Elektropops kommen im Januar in ihre Heimatstadt. Um die Konzertreihe gibt es viele Kulturangebote.

Düsseldorf. Der Vorverkauf dauerte nur weniger als eine Stunde, da waren alle Karten für die im Januar 2013 in der Kunstsammlung NRW stattfindende Konzertreihe der Gruppe Kraftwerk schon verkauft. Auch die Karten für die beiden nachträglich anberaumten Zusatzkonzerte waren schnell vergriffen.

Die Musiker der 1970 in Düsseldorf von Ralf Hütter und Florian Schneider-Esleben gegründeten Elektronik-Band machen sich rar. Zuletzt sind sie 1991 in ihrer Heimatstadt aufgetreten. 22 Jahre später gibt es nun also für die Wenigen, die sich Karten sichern konnten, ein offizielles Wiedersehen oder vielleicht auch die Erstbegegnung. Dass die Reihe in der Kunstsammlung NRW stattfindet, deren Freundeskreis das kostspielige Projekt zusammen mit den Düsseldorfer Stadtwerken sponsert, kommt nicht von ungefähr: Mit dem Düsseldorfer Galeristen Hans Mayer, bei dem Ralf Hütter vor gut einem Jahr im Rahmen der Biennale überraschend und inoffiziell seine audiovisuelle 3D-Installation vorstellte, fuhr Museumsleiterin Marion Ackermann zum Heiligen Gral der Gruppe, dem Kling-Klang-Studio. So sei der persönliche Kontakt zustande gekommen, sagt Ackermann.

„Wichtige Wurzeln von Kraftwerk liegen in der aufbrechenden Düsseldorfer Kunstszene der 60er Jahre, wo die Grenzen der Kunstgattungen gesprengt worden sind“, begründet sie den Auftritt der Band in ihrem Hause. Kraftwerk-Fans, die keine Karte ergattern konnten, müssen aber nicht ganz leer ausgehen. Denn es gibt um die Konzertreihe herum jede Menge Kulturangebote: Vom 12. bis 30. Januar zeigt das NRW-Forum unter dem Titel „Kraftwerk-Roboter“ eine Fotoausstellung mit 30 bisher unveröffentlichten großformatigen Aufnahmen des Fotografen Peter Boettcher, der seit 20 Jahren die Auftritte der Band ablichtet.

Die Motive thematisieren den für Kraftwerk typischen Grenzgang zwischen Mensch und Maschine. „Die Bilder entsprechen nicht dem gängigen Klischee der Rock-Fotografie mit Backstage-Szenen und tobendem Publikum“, sagt Werner Lippert, Direktor des NRW-Forums. Zudem kommt nun eine neu gestaltete, acht Alben umfassende und mit Booklets versehende CD-Box heraus. Ihr Titel: „Der Katalog“. Die auf 3333 Exemplare limitierte Box soll nur für kurze Zeit in Deutschland, Österreich und der Schweiz erhältlich sein, unter anderem in der Kunstsammlung.

Auch das Kulturwissenschaftliche Institut der Heinrich-Heine-Universität befasst sich unter Federführung von Dirk Matejovski mit Kraftwerk. Geplant ist ein Symposium am 11. Januar ab 10 Uhr in der Kunstsammlung. „Ohne die Konzepte von Kraftwerk sind die Hauptströmungen der Popmusik seit den 70er Jahren nicht zu verstehen“, sagt Matejovski. Ohne die Pionierarbeit, die die Elektronik-Gruppe geleistet habe, seien Genres wie House und Techno überhaupt nicht denkbar.

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