Ein Stern am Geigenhimmel

Die 25-jährige Geigerin Julia Fischer zählt bereits zur Weltspitze. Am Samstag spielt das Ausnahmetalent in der Tonhalle.

Düsseldorf. Julia Fischer, 25-jährige Stargeigerin aus Bayern, die mit vier Jahren ihre erste Violine bekam und mit 13 bereits mit Yehudi Menuhin spielte, als 19-Jährige die New Yorker Carnegie Hall eroberte, seit 2006 als jüngste Professorin an der Frankfurter Musikhochschule unterrichtet und nun für ein Konzert mit dem Nederlands Philharmonisch Orkest unter Yakov Kreizberg in die Düsseldorfer Tonhalle kommt.

Die Ernsthaftigkeit in Person, bei der selbst eine scheinbare Interview-Floskel wie "die Geige ist ein Teil meiner selbst" eine neue Dimension gewinnt. So besitze ihre Guadagnini-Violine doch eine unglaubliche Persönlichkeit: "Sie bietet mir alle Möglichkeiten und ist doch gleichzeitig sehr bescheiden - ich kann ihr immer sagen, wohin es geht."

Die äußerlich so zart wirkende Frau macht auch sonst gerne klare, direkte und unmissverständliche Ansagen. Nicht weil sie ein Star ist - Allüren verweigert sich die bodenständige Geigerin ebenso wie jedem Rummel. Sie schwänzt schon mal eine glamouröse Echo-Preisverleihung wegen eines lang vereinbarten Konzertes.

Die Liebe zur Musik geht bei ihr tatsächlich über alles. "Ich bin Künstlerin im Sinne der Kunst." Das genügt. Und bedeutet doch weit mehr als bei manchen jungen Kolleginnen. "Sie ist eine unglaublich energetische Musikerin", schwärmt ihr langjähriger Kammermusikpartner, der Cellist Daniel Müller-Schott. "Julia ist sehr zielstrebig, und wenn ich dann versuche ihrer forschen Art etwas entgegenzusetzen, resultiert daraus ein positiver Wettstreit."

Ohne Sieger, denn auch das steht bei aller Zielstrebigkeit für Julia Fischer außer Frage: "Das Schönste an der Kammermusik ist die unmittelbare Kommunikation mit den anderen Musikern." Natürlich ganz im Dienste des Komponisten.

Eine Haltung, die ihr Ana Chumachenko mit auf den Weg gab, ihre einstige Lehrerin, zu der sie bis heute ein freundschaftliches Verhältnis pflegt. "Mit zwei Menschen in meinem Leben hatte ich unglaubliches Glück - und beide haben den Zeitpunkt erkannt, an dem sie mich in meine Unabhängigkeit entlassen mussten."

Die zweite Frau ist ihre Mutter, unter deren Dach sie bis heute wohnt: Selbst Pianistin, hielt Viera Fischer ihr "Wunderkind" doch nie unter einer Glasglocke. Schule und Abitur standen neben dem Studium an der Musikhochschule ebenso auf dem Plan wie Klavierunterricht für die eigene Tochter - die sich bis heute an den Flügel setzt.

Ein Tanz auf zwei Hochzeiten? "Das Instrument an sich spielt doch eine sehr zweitrangige Rolle", sagt Julia Fischer. Im vergangenen Jahr spielte sie denn auch in Frankfurt kurzerhand auf Saiten wie Tasten Saint-Saens’ drittes Violinkonzert und Griegs Klavierkonzert - letzteres nach der Pause. Und für 2009 ist der nächste Auftritt als Geigerin und Pianistin an einem Abend geplant, denn "an erster Stelle steht immer die Musik."

7.3., Düsseldorf, Tonhalle, 20 Uhr, Karten (38-80 Euro): 0211/8996123

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