Düsseldorf Düsseldorf soll Festival-Stadt werden

Der Plan für die Entwicklung der Kultur liegt vor. Er bringt Anregungen, wird aber auch harsch kritisiert.

Düsseldorf. Im Jahr 2015 beschloss der Kulturausschuss einen Kulturentwicklungsplan, um die Zukunft der Kunst- und Kulturstadt Düsseldorf besser in den Griff zu bekommen. Nun liegt er vor, geschrieben von Kulturmanager Patrick S. Föhl und dessen Mitarbeiterin Alexandra Künzel.

Die erste Reaktion kommt vom Kulturausschuss-Vorsitzenden Friedrich Conzen und ist verheerend. In scharfem Ton haut der CDU-Politiker dem Beirat das Papier um die Löffel. Das Pikante daran ist, dass er damit auch Kulturdezernent Hans-Georg Lohe (CDU) trifft, denn sein Amt ist federführend beteiligt. Es gibt detaillierte Anregungen, aber keine Visionen.

Bürgermeister Friedrich Conzen ist „entsetzt und empört“, wie er sagt. Sein Hauptkritikpunkt gilt dem einseitig besetzten Beirat. Alle Fraktionen, Interessenvertreter für Heinrich Heine, die Kunsthändler, die freie Szene und zwei wenig bekannte Künstler waren vertreten und werden berücksichtigt. Oper, Ballett, Tonhalle, Museum Kunstpalast, Landessammlung, Schauspielhaus und Kunstakademie aber sind gar nicht oder nur marginal erwähnt. Conzen nennt dies „Blindheit“.

Den Schwerpunkt auf die freie Szene zu legen, werde dem kulturellen Reichtum der Stadt nicht gerecht. Conzen: „Eine kleine Gruppe hat da wohl ihre große Chance gewittert, sich ihre Zukunft zu sichern.“ Die Freien seien wichtig, aber man könne sich nicht darauf konzentrieren. Er unkt: „Vielleicht ist das Totschweigen bestimmter Institutionen der erste Schritt, um ihnen das Wasser abzugraben?“ Genau dies aber tut Föhl, wenn er schreibt, die Summe der in Institutionen gebundenen Mittel sei „überproportional hoch“ und der Spielraum für Neues klein.

Trotz dieser gravierenden Fehler finden sich einige Anregungen in dem noch geheimgehaltenen Papier, die wir im Folgenden auflisten:

Festivalstadt: Die Initiatoren im Beirat fordern Planungsperspektiven, die Gründung eines Festival-Rates und die Integration von entsprechenden Projekten ins Stadtmarketing.

Stadtteilkultur: Gedacht ist an ein „Museum auf Rädern“, an Pausenfüller bei großen Sportveranstaltungen und an Projektionen von Kunstwerken im Stadion.

Plätze: Kunst und Kultur sollen auch im öffentlichen Raum möglich sein.

Kompetenzzentren: Sie seien nötig, denn nur so könnten Räume und Techniken gemeinsam genutzt und Know-how vermittelt werden.

Informationspool: Der Reichtum der Düsseldorfer Kultur müsse sichtbarer werden. Der Wunsch gilt einer digitalen und mobil verfügbaren Plattform. Die Museen entwickeln zwar Strategien, aber Infos müssten für alle Bereiche gelten und von allen, auch Kulturtouristen, nutzbar sein.

Künstler-Rat: Das Konzept der Ampelkoalition nach einem „Rat für die Künste“ wird begrüßt. Künstler sollen die Kulturpolitiker beraten.

Kulturquartiere: Das ehemalige Postgebäude am Konrad-Adenauer-Platz (KAP 1) soll durch Mehrfachnutzung zu einem dauerhaften und alternativen Kulturknoten werden.

Zwischennutzungen: Eine Agentur soll gegründet werden, um Räume zu vermitteln, Infos bereitzustellen, einen Technikpool zu betreuen und Genehmigungsprozesse vorzubereiten. Auch ein digitaler „Leerstandsmelder“ wird vorgeschlagen.

Kulturprojekte-Agentur: Um alle Felder der Kulturentwicklung zu bündeln, wird eine stadteigene „Kulturprojekte Düsseldorf-Agentur“ empfohlen.

Zukünftige Kulturschwerpunkte werden nicht genannt. Wohin die Fahrt gehen soll, bleibt unerwähnt. Die Kulturentwickler hoffen jedoch, das Projekt fortzuführen und einen „Masterplan Kulturbauten“ zu erarbeiten, der seit Jahren versprochen wird. Sie wollen die Museums- und Ausstellungslandschaft „sichtbar machen, koordinieren und vernetzen“. Außerdem müsste die Kultur-Agentur gegründet werden.

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