Düsseldorf „Dinner for one“ der besonderen Art

Beim „Damenabend“ im Kabarett Flin überzeugt Karin Halinde mit viel Temperament und Wortwitz.

Düsseldorf: „Dinner for one“ der besonderen Art
Foto: Theater Flin

Düsseldorf. Sandra Solo ist eine Frau in den besten Jahren. Mit kleinen Schönheitsfehlern. Zum Beispiel die Beziehungskiste mit Peter. Drei Jahre hat sie ihren Schwarm jetzt nicht mehr gesehen, aber am Mittwoch ist es endlich so weit. Den Vorabend will sie mit ihren vier besten Freundinnen bestreiten und lädt zum feuchtfröhlichen Mädelsabend.

Während das Lammcurry im Ofen schmort, sie die Gläser poliert und den Port ausgiebig kostet, plaudert Sandra unverhohlen aus dem Nähkästchen und verrät den Zuschauern allerhand Intimes aus dem Leben ihrer Freundinnen. Über Senta zum Beispiel, die ihre Brötchen als Veranstalterin von Großevents verdient. „Das fällt ihr einfacher, als ihr eigenes Leben zu organisieren“, spottet Sandra. Oder Ruth, die Lesbe, der „personifizierte Baumarkt“. Apothekerin Nadja verliebt sich derweil in alles, was einen knackigen Hintern zu bieten hat.

„So lange kein Mann im Raum ist, verstehen sich Frauen gut“, ist nur eine von vielen Erkenntnissen, die Sandra mit jedem weiteren Glas Prosecco an die Oberfläche befördert. Dass sie eigentlich gar nicht so viel weiß über ihren großen Schwarm Peter, sei zudem nicht weiter schlimm. „Wenn man jemanden gut kennt, wie soll man ihn dann noch lieben?“

Als dann plötzlich das Telefon klingelt und eine der Freundinnen kurzfristig absagt („Reden wir halt über dich statt mit dir“), platzt der angetrunkenen Gastgeberin der Kragen - und der fein gedeckte Esstisch wird zum schwelenden Krisenherd. Denn das Telefon will nicht stillstehen und hält weitere unschöne, aber auch überraschende Nachrichten für Sandra bereit — bis zum unerwarteten Knall am Schluss.

Nach etwas verhaltenem Beginn steigert sich die Komödie von Clajo Herrmann im zweiten Akt dank cleverer Inszenierung zu einem „Dinner for one“ der besonderen Art. Mit viel Verve und Spielfreude überzeugt Karin Halinde als temperamentvolle Gastgeberin, die in ihren Monologen ein beachtlich hohes Tempo vorlegt.

Und so wird der kurzweilige „Damenabend“ zu einem wort- und witzlastigen Erlebnis, bei dem Vertretern des vermeintlich „starken Geschlechtes“ ein ums andere Mal das Lachen im Halse stecken bleibt. Aber auch die Neurosen und Peinlichkeiten der ziemlich besten Freundinnen werden schonungslos und mit viel Biss und Zynismus ans Tages- beziehungsweise Bühnenlicht befördert.

Die Komödie um die leidgeprüfte Single-Lady und ihre vier vermeintlichen Freundinnen ist die erste Hausproduktion, die am neuen Standort des Kabarett Flin (vorher Theater Flin) aufgeführt wird. 13 Monate nach dem Umzug von Flingern nach Grafenberg, mit dem auch eine Änderung des Konzepts einherging — mehr Kabarett und Kleinkunst statt großen Ensemblestücken —, ist Theaterchef Philipp Kohlen-Priebe hochzufrieden. „Bis zur Sommerpause sind nahezu alle Vorstellungen ausverkauft, die Auslastung liegt bei über 90 Prozent“, berichtet er. „Und den Zuschauern gefällt diese persönlichere Atmosphäre mit der kleinen Bühne total“. Auch der „Damenabend“ entpuppt sich bereits jetzt als Publikumsrenner: Die kommenden Vorstellungen bis zur Sommerpause sind schon seit Wochen ausverkauft, Zusatztermine gibt es ab Herbst (siehe Kasten).

„Das Stück scheint besonders bei Frauen gut anzukommen“, sagt Philipp Kohlen-Priebe bei der Premiere. „Die können sich ganz schnell mit der Protagonistin identifizieren.“ Und tatsächlich: Die Männer im Publikum lassen sich an einer Hand abzählen.

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