Die Foto-Avantgarde im NRW-Forum

Die neuen Künstler arbeiten autobiografisch und manchmal auch mit Sentimentalität.

Düsseldorf. Als Werner Lippert, Chef des NRW-Forums, vor einem Dreivierteljahr Fotografen fragte, ob sie denn fünf ihrer Werke für eine Ausstellung zur Verfügung stellen würden, gab es keine größeren Schwierigkeiten oder Absagen. Im Verlauf der Monate jedoch wurde doch noch ein Problem daraus, denn die ausgewählten Aufnahmen hatten mittlerweile eine solche Popularität erlangt, dass sie nach und nach in Sammlungen wanderten. Von Jan Paul Evers zum Beispiel soll allein Julia Stoschek fünf Werke gekauft haben. Sie hängen demnächst im NRW-Forum, wo am 4. Februar eine außergewöhnliche Ausstellung eröffnet wird.

„State of the Art Photography“ ist der etwas kühne Titel der Schau, welche diejenigen Fotografen zeigt, die nach Ansicht von Experten wie Starfotograf Andreas Gursky und Kurator Thomas Weski die Fotokunst der nächsten Jahren entscheidend prägen.

Für die Ausstellung hat Lippert einen siebenköpfigen Beraterstab aus Fotografen und Kuratoren zusammengestellt, welche die Künstler vorgeschlagen haben. 41 Fotografen werden mit jeweils fünf Werken in der Schau vertreten sein, sie kommen aus Südafrika, den USA, Finnland und aus Düsseldorf. Darunter Anna Vogel, die bei Gursky studiert und die Akademie in Kürze abschließt. „Ihre Fotos sind autobiografisch geprägt“, sagt Lippert. „Ihr Blick auf die Motive hat immer mit ihrem Leben und persönlichen Erinnerungen zu tun.“

Die neue Generation, so Lippert, habe keine Scheu, Empfindsamkeiten und Sentimentalitäten auszubreiten. „Sie orientieren sich nicht mehr an der Düsseldorfer Schule. Nicht mehr an den Bechers und ihren leergeputzten Fotos.“ Stattdessen zeigen Fotografen wie Andreas Mühe, Sohn des verstorbenen Schauspielers Ulrich Mühe, Mythen mit Brüchen. „Er arbeitet die Geschichte des Obersalzbergs und der Nazis auf“, erklärt Lippert. „Dabei überhöht er die Landschaft in einer Weise, dass man meint, man habe ein Werk von Caspar David Friedrich vor sich.“

Das Künstlerduo Mikhael Subotzky und Patry Waterhouse dokumentiert das Leben in einem Hochhaus in Kapstadt, das von Armen bewohnt wird. „Seit elf Jahren gehen sie dorthin und bilden die Menschen ab. Im Treppenhaus, im Aufzug, auf der Straße“, sagt Lippert. Tausende Fotos sind dabei entstanden und am liebsten würde er sie alle zeigen, musste sich jedoch auch hier für eine Auswahl entscheiden.

Insgesamt 250 Fotos werden ab Februar im NRW-Forum gezeigt. „Eine schöne Sache“, sagt Lippert. „Wir fangen da an, wo die Akademie aufhört.“

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