Designer macht Filmmusik aus Lärm

Sebastian Daniel hat gerade seine Diplomarbeit vorgelegt — ein Kurzfilm, der jetzt bei einem Festival gezeigt wurde.

Düsseldorf. Wiesen, so knallig grün wie im Zeichentrickfilm, Fahrzeuge so bonbonrot wie im Comic, Menschen in Zeitraffer-Bewegung, dazu Klänge und Geräusche, die an Science-Fiction-Soundeffekte erinnern — das ist die „Ruhrpottromantik“ aus der Sicht des Filmers Sebastian Daniel. Sein Handwerk hat er im Fachbereich Design an der Düsseldorfer Fachhochschule gelernt und jetzt als Teil seiner Diplomarbeit einen Kurzfilm gedreht, der den Profis so gut gefiel, dass sie ihn kurzerhand als Eröffnungsfilm des Bochumer Festivals „Blicke“auswählten. Die Verbindung von farbintensiven bewegten Bildern und Geräuschen, die Daniel dem Ruhrgebietsalltag ablauschte, hatte die Jury überzeugt.

Bevor Daniel an die FH kam, hatte er Mediengestalter gelernt. „Ich wollte schon immer Design studieren, habe es aber erst mit 27 geschafft“, sagt er. Dass er nun als Jungfilmer einen ersten Erfolg feiert, ist auch das Ergebnis der Ausbildung, die er bei Reiner Nachtwey und Komponist Christian Banasik, beide am Institut für Design, genossen hat.

Der Ton in Daniels Film besteht aus Soundeffekten, die dem normalen Ruhrgebietsleben entstammen, mit seinen fahrenden Autos und rollenden Schienenfahrzeugen. „Ich kann gar keine Noten lesen“, sagt Daniel. Aber schon in den 90er Jahren experimentiert er an seinem Commodore-Computer Amiga 500 mit allen möglichen Klängen herum. „Notenlesen ist für diese Art der Arbeit auch gar nicht erforderlich“, sagt Banasik, der seit Jahren an der Clara-Schumann-Musikschule mit Kindern und Jugendlichen elektronisch gesteuerte Geräusche erforscht und seinen Schülern und Studenten beibringt, aus Rauschen und Dröhnen wahre Klang-Universen zu erschaffen.

Daniel hat sich für das Ruhrgebiet als Filmthema entschieden, weil ihn der Strukturwandel dort reizte. „In Düsseldorf hätte ich nicht so viel Neues ergründen können, weil die Stadt eine feste Struktur besitzt, bei der mehr geplant wurde als im Ruhrgebiet.“ Das Spannende und Schwierige am Ruhrgebiet sei gerade das Unstrukturierte. „Das war schon eine Herausforderung, die Verbindung von Dorf und Großstadt unter einen Deckel zu bekommen.“ Gleichzeitig räumt er mit dem Klischee auf, dass es im Ruhrgebiet keine Grünflächen gebe und zeigt die Wiesen mit Schafsherden so knallig bunt wie in einem Bilderbuch.

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