Interview Denis Scheck: „Unser Buch schützt vor grassierendem Altersrassismus“

Der Literaturkritiker Denis Scheck und die Medizinerin Eva Gritzmann lesen am Freitag im Heine-Haus aus „Solons Vermächtnis“.

Düsseldorf. Gesicht und Stimme sind bekannt; Denis Scheck arbeitet als Literaturkritiker in Funk und Fernsehen. Der Wahl-Kölner studierte Geschichte, Politik und Literaturwissenschaft — auch in Düsseldorf und Dallas. Mit der Stuttgarter Medinzinerin Eva Gritzmann liest Scheck aus ihrem gemeinsamen Buch „Solons Vermächtnis“: am Freitag, 19.30 Uhr, im Heine-Haus, Bolkerstraße 53.

Herr Scheck, worum geht es in Ihrem Buch „Solons Vermächtnis“?
Dennis Scheck: Es fragt danach, was Menschen dazu bringt, ihre eingeschlagene Lebensbahn zu verändern. Wir erzählen, wie aus einem Kunstbuchverleger ein Schnapsbrenner wird. Aus zwei Journalisten die Betreiber eines Apfelguts. Oder aus einem Schnitzelfresser Deutschlands berühmtester Gastro-Kritiker. Und polemisieren gegen den allgegenwärtigen Jugendkult der Castingshow-Nudeln.

Was hat es mit Ihnen persönlich zu tun?
Scheck: Generell halten wir unsere eigenen Nabel und Wehwehchen für keine idealen Instrumente zur Erforschung der Welt. Es gab zwei Ausgangspunkte: einen lebenspraktischen und einen eher theoretischen. Wir haben uns gefragt, warum es so gut wie unmöglich ist, in Deutschland eine perfekt gereifte Birne oder eine Aprikose zu erwerben oder ein ordentlich abgehangenes Rindfleisch. Und weshalb Küche und Keller immer mehr zum Schauplatz von Kindermorden werden: Kalb statt Rind, Lamm statt Schaf, Babygemüse überall.

Warum schreiben Sie zu Zweit?
Scheck: Wir waren zusammen in einer Klasse. Vier Augen sehen einfach mehr als zwei, auch beim Schreiben, so unsere Erfahrung. Wir schreiben ja nicht über Gebiete, wo wir uns durch unsere Berufe als Medizinerin und Literaturkritiker auskennen, sondern recherchieren auf Feldern, die uns faszinieren. Diesmal wollten wir wissen, ob es eigentlich so etwas wie menschliche Reife gibt.

Sie lesen in Heine-Haus. Was sagt Ihnen Düsseldorf?
Scheck: Kulinarisch verbinden wir die Stadt neben ihren legendären japanischen Restaurants mit Jean Claude Bourgueil und seinem grandiosen „Schiffchen“. Über Bourgeuil, den in unseren Augen zurzeit am meisten unterschätzten Koch in Deutschland, haben wir schon in unserem Buch „Sie und Er“ geschrieben. Obendrein hat er ein schönes Buch über Essen und Trinken mit Heine geschrieben.

Mit welchen Argumenten würden Sie Ihr eigenes Opus empfehlen?
Scheck: Die Lektüre von „Solons Vermächtnis“ lässt Ihren Einkommenssteuersatz um mindestens 15 Prozentpunkte sinken und hilft gegen Haarausfall und schlechten Atem. Daneben schützt unser Buch vor dem grassierenden Altersrassismus in Deutschland.

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