Cuba libre statt Ginseng

Premiere: Die Stars der legendären „Bar at Buena Vista“ sind zurück. Im Capitol Theater spielen sie vor ausverkauftem Haus.

Düsseldorf. Die 1250 Gäste im ausverkauften Capitol Theater gehen auf Zeitreise. Es ist eine Reise hinein in "The Bar at Buena Vista", die Dank des Filmemachers Wim Wenders seit gut zehn Jahren weltberühmt ist. Dichte Rauchschwaden hängen bei der Premiere über der Bühne.

Da stehen die älteren Männer mit Hut und Anzug an der Bar, ziehen genüsslich an ihren dicken Zigarren und nippen an ihren Gläsern mit goldgelbem Rum. Schöne Frauen warten auf die Aufforderung zum Tanz - das ist der Social Club des Stadtteils Buena Vista in Havanna. Noch bis zum 25. Januar feiert die legendäre Bar in Düsseldorf Wiederauferstehung.

Doch wie tut sie das? Ist das Theater? Musical? Eine Tanzvorstellung. Ein Konzert? Geschichtsunterricht? Es ist alles das und alles gleichzeitig. Rumba, Salsa, Cha-Cha-Cha - so wie die Tänze wechseln auch die Stimmungen auf der Bühne. Eben noch eine romantische Szene. Im nächsten Augenblick gibt es Streit um eine Frau - und fast eine kleine Schlägerei. Ausdruck findet all das im Tanz.

Zwischendrin erzählen die Musiker spannende und witzige Geschichten von Liebe, Eifersucht und Versöhnung. Das alles lebt auch von Wenders Film, wenngleich mittlerweile viele aus der ersten Generation des spät berühmt gewordenen Buena Vista Social Club wie Ibrahim Ferrer, Compay Segundo und Rubén Gonzaléz verstorben sind.

Dennoch sind auch in der Bar die Musiker die eigentlichen Stars. Da ist Pianist Guillermo "Rubalcaba" Gonzáles, der den Titel "Mann mit den goldenen Händen" trägt und der Gitarrist Papi Oviedo. Beeindruckend ist besonders der Sänger Reynaldo Creagh. Zart sieht er aus, nicht ganz nach seinen 91 Jahren. Aber er hat eine sensationelle volltönende Stimme und den Schalk im Nacken.

Ein Theater ist keine Bar in Havanna. Und doch ist der Abend im Capitol beglückend wie ein Kurz-Urlaub. Nur eines stört: die Stühle. Sie behindern den Rhythmus der Füße und die Lust, in die Hände zu klatschen und seine Nachbarin zum Tanz zu bitten. Bei der Zugabe hält es dennoch keinen mehr. Zu dem unwiderstehlichen "Chan Chan" springen alle auf, klatschen, einige laufen nach vorne an die Bühne und tanzen. So ist es das Capitol am Ende doch noch: eine Bar wie der Social Club in Havanna.

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