Tonhalle Cello-Konzert in der Tonhalle wird zur lyrischen Oper

Der skandinavische Cellist Andreas Brantelid gastiert bei den Düsseldorfer Symphonikern.

Tonhalle: Cello-Konzert in der Tonhalle wird zur lyrischen Oper
Foto: Susanne Diesner

Düsseldorf. Vorhang auf für das Cello: Wenn in Antonin Dvoráks Konzert für Violoncello und Orchester e-Moll das Soloinstrument seinen ersten Einsatz hat, wähnt man sich in der Oper. Das Orchester, das gerade noch das Hauptthema vorgestellt und bereits damit symphonischen Dampf gemacht hatte, geht dynamisch einen Schritt zurück und rollt einen weichen dunklen Klangteppich aus. Das Cello betritt akustisch die Bühne.

Das berühmte Dvorák-Konzert besitzt viel von solcher Theatralik. Und mit dem dänisch-schwedischen Cellisten Andreas Brantelid (29) sitzt jetzt ein lyrischer Interpret im Scheinwerferkegel. Es gibt Cellisten mit kräftigerem Klang und stärkerer Bogen-Dramatik. Doch dieser Musiker feiert seine Sternstunden in sanfter Schönheit des Tons. Brantelid verfügt über eine souveräne Spieltechnik und bewältigt virtuose Stellen locker und ohne merkliche Transpiration. Doch reißt sein Spiel in solchen Passagen nicht unbedingt mit. Denn sein Ton ist zu filigran, um Furor zu verbreiten. Umso faszinierender gelingt ihm die Ausgestaltung der gesanglichen Momente, dort, wo das Orchester nur noch flüstert und der Solostreicher wie in goldenes Spotlicht getaucht erscheint. Zum Glück bietet Dvoráks große Melodienparade genügend Stoff für Lyriker. Nicht nur im langsamen Mittelsatz, auch in den rascheren Ecksätzen wimmelt es nur so vor Elegien. Dort lässt Brantelid sein Instrument wunderbar leuchten. Und das kam beim Publikum so gut an, dass es zum Schluss lange applaudierte. Zur Belohnung gab es eine Zugabe: die Sarabande aus Johann Sebastian Bachs Cello-Suite Nr. 1 G-Dur.

Dvoráks Konzert ist nicht gerade klein besetzt, doch für das zweite Werk des aktuellen Konzert-Zyklus’ der Düsseldorfer Symphoniker muss das Orchester, das diesmal unter der Leitung des Opern-GMD Axel Kober steht, noch einmal zusammenrücken. Um die 100 Musiker inklusive zweier Harfenistinnen sind am Start der Tondichtung „Pelleas und Melisande“ op. 5 des jungen Arnold Schönberg. Die ekstatische Liebestragödie des belgischen Dichters Maurice Maeterlinck inspirierte den Komponisten, der später den Weg für die Zwölftonmusik bereiten sollte, zu einem großen spätromantischen Orchesterwerk, in dem Richard Wagners farbige Klang-Welten und Gustav Mahlers kühne Harmonik aufleben und sich noch etwas freier entfalten.

Die einsätzige Tondichtung steckt voller dynamischer Steigerungen, in denen sich die Passionen des Liebespaares spiegeln. Unter der sehr soliden Leitung Axel Kobers präsentieren die Symphoniker das ganz große Panorama der Partitur. In jedem Takt wird hörbar, dass dieses Orchester viel Erfahrung hat mit dem Nuancenreichtum eines Richard Wagner. Spieltechnisch sind die Düsseldorfer dem Opus voll gewachsen. Allerdings klingt das Orchester an den lauten Stellen etwas schrill, so dass die Kulminationen mit vollem Orchester-Tutti nicht mehr wirklich schön klingen. Dafür gelingt es den Musikern, einen weiten dramaturgischen Bogen zu spannen, der das 40-minütige Trauerspiel um zwei Liebende kraftvoll überwölbt.

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