Broilers-Sänger Sammy Amara: „Wir sind wirklich gesegnet“

Düsseldorf. Sammy Amara, Sänger der Düsseldorfer Band Broilers, freut sich über ein erfolgreiches Jahr und spricht im Interview mit der WZ über die Punk-Wurzeln der Band, die Folgen des Erfolgs und den Tourabschluss in der Halle an der Siegburger Straße.

Herr Amara, wie ist es denn so, von der Musik leben zu können?

Sammy Amara: Das ist ein großes Glück. Wenn ich mir vorstelle, ich müsste jeden Morgen um neun in einem Büro sitzen oder am Fließband stehen, dann würde ich verrückt werden. Wir sind wirklich gesegnet.

Vor einem Jahr standen die Broilers am Scheideweg. Dann stieg Ihr Album „Santa Muerte“ auf Platz 3 der Charts ein — und seitdem sind Sie dick im Geschäft. Ist damit alles so gekommen, wie Sie es sich vorgestellt hatten?

Amara: Wenn Sie mir die Frage vor ein paar Jahren gestellt hätten, hätte ich das als illusorisch abgetan, weil die Broilers einfach viel zu sehr im Punkrock verwurzelt waren, um über diese Szene hinaus erfolgreich zu sein. Und genau deshalb ist es für mich immer noch absolut verwunderlich, dass alles tatsächlich so gekommen ist.

Es ist nicht selbstverständlich, mit dieser Art von Musik erfolgreich zu sein. Hand aufs Herz: Welche negativen Dinge haben sich mit dem Erfolg eingestellt?

Amara: Wir werden mittlerweile für Dinge angefragt, auf die ich jetzt nicht eingehen möchte, aber: Da rollen sich einem schon die Fußnägel auf. Zudem ist es überraschend, wie eklig es hinter den Kulissen des Mainstreams manchmal zugeht.

Können die Broilers noch unbedarft an die Musik herangehen?

Amara: Die Naivität ist schon ein bisschen flöten gegangen. Es geht nicht mehr nur um Musik. Wir müssen uns jetzt eben auch mit dem ganzen Business-Mist auseinandersetzen, dabei wollte ich immer nur Gitarre spielen und mich nicht um Buchhaltung, Finanzamt und Gema kümmern. Zum Glück haben wir mittlerweile Menschen, die uns dabei helfen.

Trotz des Erfolges stehen Sie zu Ihren Punkrock-Wurzeln und spielen bei Konzerten auch viele alte Songs. Das macht nicht jede Band, viele wollen nur das neue Material präsentieren.

Amara: Und genau das mag ich nicht. Denn wir sind als Band ja auch Dienstleister: Die Platten nehmen wir zwar nur für uns auf, die müssen uns gefallen. Aber die Konzerte sind für die Leute da draußen. Und die haben ein Recht darauf, alte Songs zu hören und damit glücklich gemacht zu werden.

Hätte der Sammy Amara von vor 20 Jahren Spaß an einem Broilers-Konzert?

Amara: Nach außen hin würde er das niemals zugeben und über die Band schimpfen — so nach dem Motto: Das ist nur noch Kommerz und nicht mehr „true“. Aber nach einem Schnaps würde er auf die Lieder abfeiern. Heimlich natürlich.

Verstehen Sie denn die Menschen, die Ihnen Verrat am Punk und Ausverkauf vorwerfen?

Amara: Ja, bis zu einem gewissen Grad schon. Auch ich habe Bands, die ich lieber für mich behalten hätte, die ich aber mittlerweile mit vielen anderen teilen muss. Gerade in der Punkrockszene, wo die Leute Musik so leidenschaftlich lieben, ist so eine Reaktion normal.

Können Sie noch problemlos ein Bier in der Altstadt trinken?

Amara: Natürlich. Da hat sich nichts geändert. Und genau das ist der Punkt: Wenn du dich nach wie vor ganz normal überall blicken lässt, dann schimpfen die Leute auch nicht so und neiden dir den Erfolg nicht, weil sie sehen: Die sind ja noch genauso drauf wie früher.

Zum Tourabschluss in Düsseldorf spielen Sie zweimal in der Halle an der Siegburger Straße — das ist wohl keine zufällige Entscheidung, oder?

Amara: Nein. Das ist der Höhepunkt der letzten Jahre. Wir haben immer davon geträumt, einmal dort aufzutreten, wenn wir früher von Garath und Hellerhof — wo wir aufgewachsen sind — aus mit der S-Bahn daran vorbeigefahren sind und die Namen der großen Bands an der Fassade angeschlagen gesehen haben.

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