Boulevardtheater: „Eine große Sängerin muss gut schauspielern können“

Drei junge Absolventinnen der Robert-Schumann-Hochschule geben im Boulevardtheater ihr Debüt.

Düsseldorf. Maria Callas ist die Kultfigur, um die sich das Kammerspiel „Meisterklasse“ von Terrence McNally rankt. Es geht um die legendäre Masterclass an der New Yorker Juilliard School, wo Gesangsstudenten hoffen, von der Diva etwas zu lernen. An der Steinstraßen-Komödie sind es die jungen Sopranistinnen Desirée Brodka, Eva Koch und Agnes Lipka, allesamt Eleven der Robert-Schumann-Hochschule, die sich in die Hände der Primadonna (Susanne Tremper) geben.

„Ich war schon mal eine schauspielernde Sängerin“, erzählt Desirée Brodka. Am Stuttgarter Staatstheater wirkte sie unter der Regie von Christof Loy bei einer szenischen Collage von Mozart-Briefen mit. „In unserer Generation gibt es nicht mehr den Rampensänger, der sich einfach nur hinstellt und seine Arie vorträgt“, erklärt Agnes Lipka, die etwa bei einer Kinder-Produktion von Dvoráks „Rusalka“ zu 50 Prozent habe sprechen müssen. Große Oper heiße eben auch großes Theater. Vorbildlich sei in dieser Hinsicht Maria Callas gewesen, die Schauspielerei und Gesang gekonnt miteinander verband. „Man merkt, dass sie sich hundertprozentig vorbereitete und der Ausdruck perfekt zur Rolle passt“, sagt Eva Koch, die als Dritte mit Brodka und Lipka auf der Bühne steht.

Eine Meisterklasse, wie sie einst die Callas leitete und die nun als Komödie auf die Bühne kam, haben alle drei Sängerinnen schon einmal selbst besucht und können buchstäblich ein Lied davon singen, wie es dort zugeht. Die berühmte Mezzosopranistin Grace Bumbry sei beispielsweise ganz Diva geblieben. „Auch beim Unterrichten“, betont Eva Koch. Da habe man das Gefühl gehabt, sie interessiere sich nicht ernsthaft für die Studenten.

Ganz anders dagegen Tenor Siegfried Jerusalem, er arbeite ganz ohne Allüren mit seinen Schülern. „Das ist einer, bei dem einfach der Dialog stimmt“, sagt Koch.

Ganz und gar unpädagogisch geht es in dem aktuellen Stück von McNally zu. Ständig unterbricht die Callas die jungen Sängerinnen, hat kein Wort des Lobes für sie übrig. „Das war reine Fantasie des Autors“, meint Lipka. In der Wirklichkeit sei die Göttliche anders gewesen. „Maria Callas war nett zu den Leuten und hat sie aussingen lassen“, meint sie. Susanne Tremper halte sich freilich ganz an die Figur, wie sie im Stück angelegt ist. Während der Probe sei Frau Tremper auch noch etwas kantig gewesen, erzählt Brodka. „Damals musste sie sich das Divatöse erarbeiten und brauchte auch privat eine gewisse Distanz.“ Mittlerweile sei man sich aber sehr viel näher gekommen.

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