Schauspieler Heinrich Schafmeister „Boulevard-Theater machen Kultur“

Heinrich Schafmeister über seine Rollen als Schauspieler — und auch als Gewerkschafter.

Düsseldorf. Heinrich Schafmeister, Jahrgang 1957, ist gut im Geschäft. Auf der Mattscheibe und auf den Brettern. Und muss um seine Zukunft nicht fürchten. Dennoch engagiert sich einer der berühmtesten Absolventen der Essener Folkwang-Hochschule und Sohn eines Sozialgerichts-Präsidenten für seine Kollegen.

Genauer: Er kämpft als Gewerkschaftler für die Tantiemen von Schauspielern, die sich in Seifenopern und Familienserien verdingen. Unsere Zeitung sprach mit dem Wahl-Kölner in Düsseldorf, da mal wieder eine Premiere in der Komödie mit Schafmeister in der Hauptrolle bevorsteht. Am Mittwoch nach Ostern, 8. April, ist Premiere von „Selbstanzeige“ an der Steinstraße.

Herr Schafmeister, mal wieder in Düsseldorf?

Schafmeister: Ja, es ist die fünfte Produktion mit Helmuth Fuschl als Regisseur. Meine Frau und ich sind mit dem früheren Komödien-Chef befreundet. Ich spiel gerne, wenn er Regie führt. Denn er ist stark in den Dialogen, lässt nicht locker, wenn es um Sprache geht. Das ist anders, als für das Fernsehen zu drehen.

Sie gelten als Komiker mit Hang zur Melancholie. Stört Sie die Schublade?

Schafmeister: Nein. Ich weiß, dass viele nicht einer bestimmten Kategorie zugeordnet werden wollen. Ich bin aber weder jugendlicher Liebhaber, noch Latin Lover. (Er lacht) Und bin aber froh, dass die Schublade „gebrochener Typ“ für mich aufgeht. In den USA ist das üblich, seinen eigenen Typen zu vermarkten. Davon können wir lernen.

Sind Sie gerne in den USA?

Schafmeister: Ja, wir reisen häufig dahin, wegen der wunderbaren Landschaften und der offenen und extrem gastfreundlichen Menschen.

Können Sie Freundschaften pflegen?

Schafmeister: Ja, ich bemühe mich darum. Es ist aber schwierig, da ich immer unterwegs bin.

Auch als Gewerkschaftler?

Schafmeister: Ja, derzeit gibt es viel zu tun an der Schauspieler-Front. Denn ich bin auch für die deutsche Schauspielerkasse tätig und muss die Vergütungen und Erlös-Beteiligungen gerecht unter den Darstellern aufteilen.

Wie viele Gewerkschafts-Mitglieder vertreten Sie?

Schafmeister: Etwa 2700, Schauspieler, die für TV, Film, Bühnen oder als Synchronsprecher arbeiten. Die Verteilungskämpfe werden härter, auch bei privaten Bühnen. Es ist weniger Geld vorhanden als vor ein paar Jahren.

Woran liegt das?

Schafmeister: Viele Kommunen wie auch Düsseldorf weigern sich, Boulevard-Theater zu subventionieren. Sie meinen, Boulevard diene nur der Unterhaltung, sei keine Kultur. Das ist falsch, auch Boulevard-Theater machen Kultur. Eine Stadt profitiert davon. Wenn sie diese Theater nicht unterstützt, ist das eine Missachtung der Leistung der Menschen, die hier arbeiten.

Wie sind Sie zum Gewerkschaftler geworden?

Schafmeister: Durch meinen Vater (A.d.R.: der erste Senatspräsident eines Sozialgerichts) bin ich seit meiner Kindheit mit Problemen von Sozialversicherungen vertraut. Ein Schauspieler Freund von mir brachte mich dann — als Agenda 2010 und Hartz IV beschlossen wurden — auf die Gewerkschafts-Idee. Innerhalb von vier Tagen hatten wir 400 Mitglieder. Heute schalteten wir uns in Tarifverhandlungen ein und kümmern uns um Altersvorsorgen.

Was haben Sie erreicht?

Schafmeister: Wir haben zwar keinen Mindestlohn, aber seit 2014 z. B.. die Einstiegsgage als Untergrenze festgelegt.

Wie sind Sie zur Schauspielerei gekommen?

Schafmeister: Zufällig. In der Pubertät wollte ich eher Fußballer werden. Ich habe Germanistik und Musik-Studium begonnen und abgebrochen. Nach dem Folkwang-Abschluss hatte ich viel Glück, weil meine Karriere sich langsam aufgebaut hat. Angefangen habe ich in Stadttheatern.

Und Ihre Rolle im neuen Stück „Selbstanzeige“?

Schafmeister: Da spiele ich einen gescheiterten Looser. Er ist arbeitslos und wird von Freunden gemieden. Dann kommt er auf die Idee, sich durch eine Selbstanzeige ins Gespräch zu bringen. Plötzlich reißen sich alle um ihn, weil sie glauben, dass er ein großes Vermögen angehäuft hat.

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