Beuys-Hut wird entzaubert

Schmela-Haus: Ein Filzhut spielt in der Galerie Hasen von Anna und Florian die Hauptrolle.

Düsseldorf. Anna K.E. (24) und Florian Meisenberg (30) tauchten 2004 an der Kunstakademie Düsseldorf auf. Sie waren verliebt, arbeiteten aber wie die Berserker, malten, sägten, zeichneten, bauten. Anna kam aus Stuttgart, wo sie schon mit 16 Jahren studieren durfte.Als sie im Sommer ihre Abschluss-Arbeit mit acht Assistenten und 10000 Euro Sponsorengeldern auf die Wiese vor der Akademie stellte, wurde es ein Riesenfest. Die Arbeit fand sofort einen Privatsammler.

Aber auch Florian ist nicht untätig. Er malt göttliche Komödien, spindeldürre Pinocchio-Szenen, Wimmelbilder voller Poesie und hat längst eine Galeristin in München. Seit vier Jahren haben sie aber auch ihre eigene "Galerie Hasen", die nichts verkauft, sondern Aktionen veranstaltet und dabei Kunsthändler, Kunstmarkt und Kunst durch den Kakao zieht. Ihre Performance ist am 18.November im Schmela-Haus.

Kunstsammlungs-Chefin Marion Ackermann sowie Leoni Spiekermann vom Verein der Freunde und Förderer erkannten die Begabung der beiden Performer spontan und luden sie unter dem Motto "Inspiriert von Beuys" ein. Die beiden Gäste beschlossen, mit dem Hut des großen Schamanen zu spielen.

Sie lasen sich durch die Beuys-Lektüre und stießen auf einen Peter Heisterkamp. Der kam in den 60er Jahren zu Beuys, malte aber wie sein Ex-Lehrer Bruno Goller und tauchte auch noch in der Klasse mit einer Pfeife im Mund auf, wie Bruno Goller. Beuys reagierte schroff: "Wenn du dieses Klischee eines Künstlers nicht ablegst, wirst du nie etwas in deinem Leben schaffen."

Heisterkamp gehorchte. Er wechselte den Namen und die Kunst. Er wurde als Blinky Palermo einer der großen Künstler seiner Zeit. Die respektlose Jugend aber fragt sich: "Warum hat Beuys nicht selbst danach gehandelt, sondern immer seinen Hut aufbehalten. Was wäre Beuys ohne Hut? Es ist ein Zeichen seiner Eitelkeit."

Sie kauften 30 Filzhüte und baten 30 Freunde, diesen Hut "vom Beuys-Klischee zu befreien". Die Aktion im Schmela-Haus soll eine humorige Demonstration gegen die charismatische "Person mit dem Filzhut" werden.

Die Künstler werden ihre eigene Kreation tragen. Sie werden keine Beuys-Weste anziehen, sondern in einfachen Klamotten herumlaufen. Es soll so aussehen, als seien die heutigen Künstler gerade aus dem Bett gesprungen. Anschließend ist ein Zauberer eingeladen, der das Publikum einen Hut gewinnen lässt. Die übrigen 29Hüte werden danach versteigert. Die Kunstsammlung hat schon versprochen mitzusteigern.

Die Auktion wird für ein Jahr der letzte Auftritt von Anna und Florian in Düsseldorf sein. Dann geht es nach Amerika. Jeder hat ein Stipendiumeines internationales Studio- und Kuratorenprogramms gewonnen. Sie erhalten ein Atelier und werden mit wichtigen Kuratoren, Kritikern, Künstlern und Kunsthistorikern bekannt gemacht. Das kostet zwar 1700Euro im Monat, aber sie haben vorgesorgt.

Beide erhielten das DAAD-Stipendium sowie das NRW-Auslands-Stipendium. Florian ergatterte darüber hinaus auch noch den NRW-Förderpreis. In New York treffen sie auf Tamara K.E, Annas Stiefmutter, die gleichfalls das ISCP-Programm gewonnen hat.

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