Düsseldorf Barbara Wussow: „Ich bin ein Zugvogel, der gerne älter wird“

Als Louise sucht Barbara Wussow im Theater an der Kö derzeit ihr „Glück“. Düsseldorf ist ihr indes nicht fremd.

Düsseldorf: Barbara Wussow: „Ich bin ein Zugvogel, der gerne älter wird“
Foto: Melanie Zanin

Düsseldorf. Sie steht das erste Mal auf einer Düsseldorfer Bühne, derzeit als Louise, im Theater an der Kö. Dort sucht sie — noch bis zum 23. April — zusammen mit ihrem Bühnenpartner Peter Bongartz nach „Glück“. Im gleichnamigen Konversationsstück von Eric Assous. Doch Barbara Wussow ist die NRW-Landeshauptstadt nicht fremd. Häufig besucht die Wienerin aus dem bekannten Schauspieler-Dynastie (ihr Vater avancierte als „Schwarzwaldklinik“-Chefarzt Dr. Brinkmann zur TV-Kultfigur der 1980erJahre) ihre engen Freunde am Rhein. Und war auch schon mal Gast auf der Steinstraße, als ihr Bruder Sascha in der Komödie auftrat.

Die WZ sprach mit jetzt mit der Frau, die seit ihrer Rolle als Lernschwester Elke in der „Schwarzwaldklinik“ eine steile Schauspielkarriere gemacht hat — auf Brettern und Mattscheibe. Und einem Millionenpublikum bekannt ist durch ihre „Traumschiff“-Einsätze und Rosamunde-Pilcher-Verfilmungen.

Frau Wussow, welche Beziehung haben Sie zu Düsseldorf?

Barbara Wussow: Eine sehr familiäre. Denn hier im Schauspielhaus haben sich meine Eltern in den 1950er Jahren kennen- und liebengelernt. Klausjürgen Wussow und Ida Krottendorf, die später am Wiener Burgtheater landeten. Dort wohnen wir — meine Familie und mein Bruder — heute noch. Deshalb muss ich in den nächsten Wochen unbedingt ins Theatermuseum und schauen, ob’s dort Spuren von den Eltern gibt.

Wie sind Sie zur Schauspielerei gekommen?

Wussow: Eigentlich wollte ich Restauratorin für Möbel und Gemälde werden, habe aber eine Ausbildung zur Bühnen- und Kostümbildnerin gemacht und abgeschlossen. Erst danach, mit 22 Jahren, habe ich angefangen, privaten Schauspielunterricht zu nehmen, obwohl beide Eltern zuerst strikt dagegen waren. Die Burgschauspielerin Susi Nicoletti hat an mich geglaubt. Den Namen Wussow zu tragen, reicht nicht, warnte mich mein Vater.

Hat denn der Name geholfen?

Wussow: Ja. Er kann Türöffner sein. Man kommt schneller an wichtige Menschen unserer Branche heran. Aber dann müssen Sie zeigen, was Sie draufhaben. Und bekommen schnell die hohe Erwartung zu spüren: Der Name Wussow verpflichtet. In etwa so: „Ach, Sie sind die Tochter von...“

Stört es Sie, wenn Sie das hören?

Wussow: Ja. Anfangs sogar sehr. Aber ich glaube, ich habe mir in den Jahren einen eigenen Firmen-Namen erarbeitet. Oder?

Wie war denn die Beziehung zu Ihrem Vater?

Wussow: Gut, wenn er auch ein Egoist war. Wie alle Schauspieler. Meine Mentalität und mein Humor sind eher geprägt von meiner Mutter. In der Kindheit haben wir den Vater selten gesehen. Wenn er abends auf der Bühne stand, schlief er lang und wollte seine Ruhe. Keiner durfte in der Wohnung spielen.

Und wie kamen Sie zur „Schwarzwaldklinik“?

Wussow: Der Produzent meines Vaters, Wolfgang Rademann, meinte, es könnte ein Gag sein, wenn Wussows Tochter mal als Lernschwester auftaucht. Aus dem Gag wurden dann fast fünf Jahre. Das war der Anschub meiner Karriere; denn von 1985 bis 1989 hatten wir eine Traum-Einschaltquote von 76 Prozent, und die Serie wurde in 36 Länder verkauft. Nur am Anfang habe ich parallel zu den Dreharbeiten noch Theater gespielt, bis das Pendeln zwischen München und Glottertal mir zu nervraubend wurde.

Und heute?

Wussow: Also, Mädchen spiele ich keine mehr. Mit Mitte 50 bin ich zu alt dafür. Ich lass’ mich ja auch nicht liften (lacht). Und für Großmutter-Rollen bin ich noch zu jung. Ich bin glücklich, älter zu werden und bewundere Künstlerinnen wie Hannelore Hoger oder Senta Berger. Schöne junge Schauspielerinnen gibt es viele, aber die meisten sind austauschbar. In deren Gesichtern geht nichts vor.

Sie selbst sind seit 37 Jahren glücklich verheiratet und Mutter zweier Kinder.

Wussow: Ja. Ich bin eine 100-prozentige Mutter, fast eine Glucke. Und verwöhne meine Kinder (Sohn 19, Tochter 12 Jahre), weil ich häufig unterwegs sein muss. Auf Tournee, oder jetzt hier, stelle ich den Wecker, um die Kinder noch beim Frühstück in Wien am Telefon zu erwischen.

Bereuen Sie denn, dass Sie so viel arbeiten?

Wussow: Nein. Ich bin zwar sehr gerne bei meiner Familie. Aber ich bin ein Zugvogel. Ich komme gerne wieder nach Hause, bin aber nach einiger Zeit spüre ich: Ich muss wieder weg. Und freue mich, wenn ich zum nächsten Engagement fahre.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort