Axel von Ernst: Mit 13 legte er sich den Künstlernamen zu

Axel von Ernst hatte schon als Kind zwei Ziele: Er wollte Schriftsteller werden und in Düsseldorf leben. Beides hat er geschafft.

Düsseldorf. Die Nase läuft, unter den Augen hat Axel von Ernst dunkle Ringe. Bis sieben Uhr morgens hat er an dem Theaterstück geschrieben, das kommenden Mittwoch Premiere im FFT hat: „Where are you from?“ heißt es und handelt von Heimat. Wenige Stunden später arbeitet er nun mit seiner Freundin Viola Eckelt im Büro des Lilienfeld Verlags. Die beiden bringen seit 2007 Bücher raus, die ihnen am Herzen liegen. Alte Schätze, ausgefallene Entdeckungen. „Eine höhere Form des Aufdrängens“, nennt von Ernst das. Und: „Wir arbeiten uns zu Tode, aber der Verlag trägt sich selbst.“ Für die lit.Cologne gestaltet er zudem einen Orient-Abend und nebenher betreut er noch die Düsseldorfer Hotlist, einen Wettbewerb unabhängiger Verlage.

„Das ist völlig wahnsinnig“, beschreibt der 41-Jährige sein Arbeitspensum, um gleich nächste Ideen rauszuhauen. Man müsste mal ein Festival für Künstler machen, die aus Düsseldorf stammen. Für Heimkehrer. Ach ja, seufzt der große schlanke Mann gespielt pathetisch, zu so vielem komme er einfach nicht. Wie etwa zur eigenen Preisverleihung: Als die Stadt ihn vor kurzem mit dem Förderpreis für Literatur auszeichnete, konnte von Ernst selbst nicht dabei sein. Er arbeitete fürs Fernsehen.

„Eine Katastrophe.“ Das findet der Schriftsteller noch im Nachhinein, ganz im Ernst. Wie gerne hätte er seiner Heimatstadt für die Anerkennung seiner Literatur gedankt. Gerade weil Düsseldorf für ihn seit seiner Kindheit eine so große Rolle gespielt hat. Mit seiner Familie lebte von Ernst im Osten, eingesperrt und drangsaliert von der DDR. Sein Kinderzimmer zierten Postkarten vom Dreischeibenhaus, die Mutter heulte bei den Karnevals-Fernsehübertragungen aus ihrer Heimatstadt Düsseldorf. Mit Oma und Opa wollte er heimlich im Koffer über die Grenze reisen. Für ihn stand dieser Ort immer für Schmerz und Sehnsucht. „Der Begriff Heimat hat für mich etwas Melancholisches. Er ist mit Vergangenem verbunden.“

Den Ausreiseanträgen der Mutter wurde nach langem Ringen 1987 stattgegeben. Der Bruder blieb in der DDR. „Den sehen Sie nie wieder“, sagten die Beamten damals. Zwei Jahre später waren die Grenzen offen, aber Axel von Ernst hat Düsseldorf seitdem nicht mehr verlassen. „Ich war schon verwestlicht, als die Mauer fiel“, erinnert er sich und nennt den Ratinger Hof eine wichtige Adresse seiner Jugend.

Er studierte Germanistik und versuchte, sich mit seinen Texten zu finanzieren. Sogar mit Unterhaltungsromanen für Frauenzeitschriften hat er es probiert. Geklappt hat das nicht. Zu psychologisch, zu tiefsinnig. Für seine Theatertexte hat sich sein Kölner Verlag ziemlich schnell interessiert. Regelmäßig bringt er etwa im FFT mit der Regisseurin Marlin de Haan und der Musikerin Julia Klomfaß Inszenierungen auf die Bühne. Wie bei den Büchern, die er in seinem Verlag herausbringt, interessiert ihn dabei die Ironie. „Geschichten, die von der Welt abgehoben, aber trotzdem zutiefst menschlich sind.“

Fragt man ihn bei dieser Vielseitigkeit nach seinem Selbstverständnis, so sagt er überzeugt: „Ich bin Schriftsteller.“ Das habe er schon mit 13 Jahren gewusst. Damals hat sich Axel von Ernst seinen Künstlernamen zugelegt: „Mein Vater hieß Ernst, und ich wollte ja nicht lügen.“ Er habe schon früh 13 Hefte angelegt und sie mit dem Titel „Gesammelte Werke“ beschriftet. Gefüllt sind sie bis heute noch nicht. Aber Axel von Ernst arbeitet daran.

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