Ausstellung: Unser Auge lässt sich betrügen

Eine Lektion im Sehen gibt Isabelle Cornaro mit Teppichen und Blumenvasen, mit Filmen und Zeichnungen im Kunstverein.

Düsseldorf. Isabelle Cornaro (34) ist in Frankreich geboren, aber schon als Baby mit der Familie nach Zentralafrika gegangen. Dorthin kehrte sie später von Paris aus immer wieder zurück. Dort hat sie eine fast schon kindliche Sicht auf die Landschaft kennen gelernt. Man nehme Steine, Äste und Reifen, um aus ihnen die Welt zu "zeichnen".

Als ihre Mutter starb, sammelte sie deren afrikanischen Schmuckstücke ein und "baute" daraus Landschaften. Statt des Sandes bettete sie die Dinge auf Spanplatten. Im Kunstverein liegen die Dinge in Vitrinen, die Kette für den Fluss, der Ring für die Hütte, die Haarspange für die Sonne.

Inzwischen an den berühmten Kunsthochburgen in Paris und London ausgebildet, betätigt sich die Künstlerin als Forscherin. Sie malt keine Landschaftsbilder, sondern analysiert deren Perspektive. Sie hat längst begriffen, dass unsere Vorstellung von der Welt auf unserer beschränkten Sicht beruht. "Wir sehen alles perspektivisch. Die Perspektive verkürzt jedoch die Welt zur bloßen Konstruktion."

Im Louvre hat sie sich vor die Gemälde des klassischen Malers Nicolas Poussin gestellt und dessen Ideallandschaften erforscht. Poussin war der erste Künstler, der die Motive zunächst baute und dann pinselte. Isabelle Cornaro zieht die Konsequenz daraus: Sie stellt seine Idyllen mit Blumenvasen für den Vordergrund, Sockel mit Porzellan für den Mittelgrund, Spannplatten und Orientteppichen für den Hintergrund nach.

Zwischen Vor-, Mittel- und Hinterbühne legt sie Teppichrollen. Dazwischen postiert sie klassische Geräte wie Fernglas, Messinstrumente, Lupe und Farbfächer. Für unser Foto hockte sie sich in die Mitte ihrer abstrakten Komposition. Das menschliche Auge wie die Kamera ziehen die Einzelteile sofort zusammen. "Der Tiefenraum ist nichts als Illusion", sagt Isabelle Cornaro.

Im dritten Raum zeigt sie Kurzfilme: Sie läuft durch einen französischen und einen englischen Park. Das Ergebnis ist verblüffend. Die Künstlichkeit der einen wie die Natürlichkeit der anderen Landschaft sind artifizielle Konstrukte.

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