„Die Kaktusblüte“: Eine stachlige Angelegenheit

In der gleichnamigen Komödie will „Die Kaktusblüte“ nicht so richtig aufgehen.

Düsseldorf. Manche machen sich das Leben unnötig schwer, gerade dadurch, dass sie es sich einfach machen wollen - so einer ist der Zahnarzt Julian. Um seine Geliebte Antonia nicht heiraten zu müssen, hat er ihr einfach vorgeflunkert, schon verheiratet zu sein.

Natürlich ist es anstrengend, dieses Lügengebäude aufrecht zu erhalten, und auf Dauer kann das nicht funktionieren. Aus dieser Konstellation schöpft die Erfolgskomödie "Die Kaktusblüte" ihr komisches Potenzial.

In der Komödie an der Steinstraße hat es Regisseur Helmuth Fuschl leider nicht geschafft, das Stück aus dem Jahr 1964 staubfrei ins Heute zu hieven.

Nina Bordihn, bekannt aus "Gute Zeiten, schlechte Zeiten", gibt Antonia mit einem derart naiven Jungmädchencharme, dass man sich ernsthaft fragt, warum Julian (Heinrich Schafmeister) ihr immerfort möglichst ohne Umschweife an die Wäsche will.

Schafmeister wiederum stattet seinen Julian mit so wenig Charme aus, dass nicht zu begreifen ist, warum Antonia auf diesen Tolpatsch hineinfiel, noch weniger, warum seine Sprechstundenhilfe Stephanie (April Hailer) ihn seit Jahren unerwidert anschmachtet.

Antonia droht sich umzubringen, da will sie Julian dann doch heiraten. Dafür müsse er sich aber zunächst scheiden lassen, und Antonia möchte vorher die angebliche Ehefrau kennen lernen.

So fangen die Schwierigkeiten für Julian erst richtig an. Seine Idee, Stephanie als seine Frau auszugeben, führt schließlich zu Verwirrungen, die außer Kontrolle geraten.

"Behandeln Sie mich nicht wie ein Kind", empört sich Julian einmal Stephanie gegenüber. "Aber alle Männer sind Kinder", erwidert diese. Die Beziehungen von Frauen und Männern mögen im 21. Jahrhundert nicht einfacher geworden sein, aber so prä-emanzipiert sind sie nicht mehr.

Helmuth Fuschl hat fast jede Szene auf ihre Schlusspointe hin inszeniert. Diese formale Forcierung kann der Patina der Geschlechterrollen leider nur wenig anhaben.

Die Nebenfiguren Norbert (Momme Mommsen), Igor (Martin Brunnemann) und Frau Durand (Sylvia Schlunk) sind für Klamauk gut, der den Gesamteindruck nicht verbessert.

Am meisten weiß noch April Hailer als Stephanie zu gefallen. Bei ihrer Wandlung von der grauen Vorzimmerdame zur begehrenswerten Frau zeigt sie so viel Temperament, dass die Inszenierung auf einmal doch ein Herz zu haben scheint.

140 Minuten, eine Pause.

Inszenierung: 2 von 5.

Ensemble: 3 von 5.

Bühne: 1 von 5.

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