20 Jahre Montagsprosa in der Orangerie

Klaus Modick liest in Benrath aus seinem Roman „Konzert ohne Dichter“. Für die 100. Lesung im November ist ein Fest geplant.

Karin Füllner bringt Schriftsteller und Leser zusammen.

Karin Füllner bringt Schriftsteller und Leser zusammen.

Foto: privat

Düsseldorf. Rilke fehlt. Auf Heinrich Vogelers berühmtem Gemälde „Das Konzert oder Sommerabend auf dem Barkenhoff“ von 1905 gibt es vor allem eins zu sehen: Der Freund und Dichter Rainer Maria Rilke ist nicht da. Die Beziehung zwischen den beiden war zerbrochen, für den Maler ein großes Scheitern. Von den Lieben und Leiden in der Worpsweder Künstlerkolonie erzählt Klaus Modick in seinem aktuellen Roman „Konzert ohne Dichter“, den er am kommenden Montag ab 19.30 Uhr in der Benrather Orangerie persönlich vorstellt.

Klaus Modick liest aus „Konzert ohne Dichter“.

Klaus Modick liest aus „Konzert ohne Dichter“.

Foto: privat

Persönlich vorstellen hat in dieser ältesten Prosareihe der Stadt eine besondere Tradition: Im 20. Jahr bringt Karin Füllner in der Stadtbücherei Benrath Schriftsteller und Leser zusammen, in der Pause gibt es Wein, Gespräche und Autogramme. Jedes Jahr Montagsprosa steht unter einem thematischen Motto, das den Besuchern an den fünf Terminen eine vergleichende Perspektive bietet. 2015 geht es um „Literatur und Kunst“. Und noch eine Tradition bieten die Veranstalter Benrather Kulturkreis und Stadtbibliothek: Der Eintritt ist frei.

„Damals gab es keine Prosareihe in Düsseldorf“, erinnert sich Füllner an die Anfänge Mitte der 1990er Jahre. Also habe sie sich diese Art der Literaturvermittlung ausgedacht. Heute sieht die Landschaft in Düsseldorf anders aus. „Es gibt eine größere Auswahl und jeder Besucher überlegt sich genau, ob er diesen und jenen Autor hören möchte.“

Ins Programm der Montagsprosa kommt, was Füllner persönlich gefällt. Für Füllner ist die Aufgabe ein Ehrenamt. Auf dem Lesetisch der promovierten Germanistin, die am Heine-Institut für die Programmplanung zuständig ist, stapeln sich die Leseexemplare der Verlage. Dabei müssen es nicht zwingend Neuerscheinungen sein. Manchmal ist es auch die Art, wie eine Autorin und ein Autor mit dem Publikum spricht. „Lea Singer und Steinunn Sigurdardóttir waren schon zweimal hier, weil sie live so schön erzählen können.“

Dass die Unterhaltung einen größeren Stellenwert haben soll als die literaturwissenschaftliche Betrachtung, liest Füllner auch an ihrem eigenen Moderationsstil ab. „Anfangs habe ich wie in einem Uniseminar um Wortmeldungen gebeten. Heute führe ich eher ein Gespräch mit den Gästen“, sagt sie amüsiert.

Zu den Lesungen erscheinen in der Regel so etwa 80 bis 100 Besucher. „Nur einmal war alles anders.“ Schon vor der Lesung des inzwischen verstorbenen und streitbaren Literaten Ralph Giordano habe es Telefondrohungen gegeben, sagt Füllner. Sie habe fest damit gerechnet, das irgendwelche rechts Gesinnten die Veranstaltung stören würden. Damals sei sie sehr besorgt gewesen. Doch der Abend verlief ganz anders als erwartet: In einem hoffnungsvoll überfüllten Saal klatschte das Publikum nach jedem Satz, erinnert sie sich. „So intensiv habe ich noch keine Lesung erlebt.“

Hat es schon nach drei Jahren die Veranstaltung „Best of Montagsprosa“ gegeben, woraus sich eine jährliche Benrather Büchernacht entwickelt hat, will sich Füllner für die 100. Lesung im 20. Jahr im kommenden November noch etwas Besonderes einfallen lassen. „Entweder wird das ein großer Name, oder es kommen mehrere Schriftsteller“, kündigt sie schon mal an.

Fest steht aber bereits, dass am 15. Juni Boris Hillen aus einem Roman „Agfa Leverkusen“ lesen und erzählen wird.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort