Krise erreicht Arbeitsmarkt: Entlassungen ab Sommer

Der Rettungsanker Kurzarbeit stößt an Grenzen, schon im Sommer wird die Arbeitslosenzahl deutlich ansteigen.

Düsseldorf. Über dem Düsseldorfer Arbeitsmarkt brauen sich dunkle Wolken zusammen. Noch schlägt die Wirtschaftskrise nicht voll durch auf die Arbeitslosenzahl - im Gegenteil: Im Mai sank die Zahl ganz leicht auf 29 559 (April: 29 935). "Doch das hat nur saisonale Gründe" relativiert Peter Jäger, Chef der Agentur für Arbeit in Düsseldorf. Unter normalen Umständen hätte die Zahl der Arbeitslosen dank des sommerlichen Aprils viel stärker zurückgehen müssen.

Aber die Umstände sind nicht normal. Und deshalb wird es schon bald deutlich mehr Menschen ohne Job geben. Auch im erfolgsverwöhnten Düsseldorf. Diese pessimistische Prognose jedenfalls gab die gesamte im Februar ins Leben gerufene "Taskforce für Arbeit" am Donnerstag ab.

Klaus Reuter (DGB) sieht den Tiefpunkt der Talsohle erst im Frühjahr 2010 erreicht ("und dann kommt noch ein konjunkturschwaches Folgejahr dazu"); Michael Grütering, Hauptgeschäftsführer der lokalen Unternehmerschaft sagt: "Bis zu den Sommerferien gibt es noch eine Schonfrist, aber dann wird es zu Entlassungen kommen; Udo Siepmann, Hauptgeschäftsführer der IHK: "Viele Unternehmen drückt bereits ein Liquiditätsproblem."

Noch hält der Damm namens Kurzarbeit eine Entlassungswelle zurück. 700 Betriebe mit etwa 30 000 Beschäftigten haben im Agentur-Bezirk, zu dem neben Düsseldorf auch Ratingen, Mettmann, Hilden und Langenfeld gehören, Kurzarbeit angezeigt.

Doch der dritte Weg zwischen Beschäftigung und Entlassung stößt an seine Grenzen: "Für mittelständische Handwerksbetriebe ist das ein Riesenaufwand", sagt Thomas Köster von der Handwerkskammer. Für Großunternehmen sei die mögliche Verlängerung von Kurzarbeit auf 24 Monate hilfreich, für viele mittlere und kleinere Betrieb aber nicht durchhaltbar. "Wir müssen über Alternativen nachdenken, etwa über die Verkürzung der Arbeitszeit bei entsprechender Lohnkürzung", meint Grütering.

Eine Enttäuschung ist die geringe Nachfrage nach Qualifizierungsmaßnahmen. Gerade ’mal 200 Arbeitnehmer im Agenturbezirk bilden sich aktuell in den Betrieben weiter. Dabei sollten Qualifizierungen die Durststrecke von Kurzarbeitern bis zum nächsten Aufschwung möglichst sinnvoll überbrücken und die beschäftigten krisenresistenter machen.

"Das ist nur holprig angelaufen", gibt Peter Jäger zu. Für Thomas Köster liegt das auch am enormen bürokratischen Aufwand für die betriebe: "Da müssen wir flexiblere, einfachere Wege in der Praxis finden."

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