Kripo-Experte Lutz Türk: Kleines Risiko, große Angst

Interview: Kripo-Experte Lutz Türk über die Gefahr für ältere Menschen, in Düsseldorf ein Opfer von Kriminalität zu werden.

Düsseldorf. Enkeltrick, Handtaschenraub, kriminelles Telefonmarketing. Die Angst von Senioren, Opfer eines Verbrechens zu werden, ist groß. Je schwächer der Körper wird, desto leichter haben es Täter. Das muss aber nicht so sein. Bei der Düsseldorfer Polizei gibt es einen Experten, der Senioren berät, wie sie sich vor Kriminalität schützen können. Lutz Türk besucht Seniorengruppen für Informationsveranstaltungen und hat auf der Internetseite der Düsseldorfer Polizei umfangreiches Beratungsmaterial bereit gestellt. Herr Türk, gibt es überhaupt seniorenspezifische Kriminalität?Türk: Es gibt Straftattypen, die besonders bei Senioren auftreten. Im Groben sind das fünf Stück: Handtaschenraub, Taschendiebstahl, Trickdiebstahl in der Wohnung, Trickbetrug und Einbruchdiebstahl. Manches davon klingt ähnlich. Wodurch unterschieden sich die genannten Straftaten?Türk: Bei Handtaschenraub muss die gesamte Tasche gewaltsam entrissen werden. Beim Taschendiebstahl dagegen stehlen die Täter nur das Portmonee. Beim Trickdiebstahl verschaffen sich Täter unter Vorwänden Zutritt zu einer Wohnung. Beim Trickbetrug wird das Opfer dagegen an der Haustür betrogen, oft durch eine falsche Geldübergabe. Wie groß ist überhaupt das Risiko von Senioren in Düsseldorf, zu Opfern zu werden?Türk: Senioren sind als Opfer in Düsseldorf gemessen an ihrem Bevölkerungsanteil deutlich unterrepräsentiert; das ist die Altersgruppe, die am seltensten Opfer einer Kriminaltat wird. So haben wir etwa 80 000 Damen über 60 Jahren in Düsseldorf, aber nur 50 bis 70 von ihnen werden statistisch in jedem Jahr Opfer eines Handtaschendiebstahl. Trotzdem ist die Wahrnehmung bei vielen Senioren eine andere.Türk: Ja, das ist ein interessantes Phänomen. Senioren glauben, dass sie enorm gefährdet seien. Das liegt zum einen an einer allgemeinen Altersangst, man glaubt gebrechlicher und dadurch anfälliger zu sein. Außerdem nimmt man Berichte über Straftaten anders wahr. Senioren vergessen zu hinterfragen, wie groß die Wahrscheinlichkeit ist, selbst von etwas betroffen zu sein. Zum Beispiel?Türk: Wenn Senioren von einer Tat nachts in der Altstadt hören, steigert das ihr Angstempfinden. Dabei dürfte es äußerst unwahrscheinlich sein, dass sie sich nachts in der Altstadt aufhalten. Sie sind also von dieser Meldung eigentlich gar nicht betroffen. Wenn Senioren dann doch betroffen sind, wie kann man sich schützen?Türk: Wichtig ist, vor allem nach gesundem Menschenverstand zu handeln. Außerdem kann man den beschriebenen Taten vorbeugen. Handtaschen etwa gehören mit dem Trageriemen diagonal über die Brust getragen. Dann hängt die Tasche am ganzen Körper und kann nicht entrissen werden. Ausweispapiere und Schlüssel sollten nie zusammen in einer Tasche aufbewahrt werden, damit Täter nicht in eine Wohnung eindringen können. Wie kann man sich vor Kriminalität in den eigenen vier Wänden schützen?Türk: Zum Beispiel durch technische Sicherungen. Ein Kastenschloss mit Sperrbügel etwa schützt davor, an der Tür überrumpelt zu werden, weil es ähnlich wie früher die Sperrkette nur eine spaltbreite Öffnung der Tür zulässt. Überhaupt sollte man von Geschäften an der Haustür Abstand nehmen. Gibt es Stadtteile, wo Ihre Aufklärungsarbeit besonders wichtig wäre oder wo es eine besondere Häufung bestimmter Straftaten gibt?Türk: Es gibt keine Stadtteile, wo es besonders viele oder irgendwelche speziellen Straftaten an Senioren gibt. Natürlich ist es in der Altstadt wahrscheinlicher, Opfer eines Handtaschenräubers zu werden als in Kaiserswerth. Aber Schwerpunktorte erkenne ich nicht. Ich komme aber gerne zu allen Gruppen, die Bedarf haben und kläre dort auf.

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