Kriminalität: Weniger junge Intensivtäter

Der Anteil Jugendlicher an den Raubstraftaten ist noch immer hoch, doch die Zahl der Mehrfachtäter nimmt aktuell deutlich ab.

Düsseldorf. Noch immer ist es Wochenende für Wochenende spürbar: Die Polizeipräsenz in der Altstadt hat massiv zugenommen. Es ist das eingetreten, was Polizeipräsident Herbert Schenkelberg nicht wollte: In den Nächten sind dauerhaft Hundertschaften im Einsatz. "Wir werden auf diesem Niveau erst einmal weitermachen müssen", sagt Schenkelberg. "Ich sehe nicht, wie sich die Situation sonst entspannen soll."

Gerade die Gewaltbereitschaft von Jugendlichen und Heranwachsenden macht Schenkelberg Sorgen. Ihr Anteil ist laut Kriminalitätsstatistik besonders bei den Rohheitsdelikten hoch: 2008 waren 33,9 Prozent der Tatverdächtigen bei Raubüberfällen und 38,5 Prozent der Verdächtigen beim Handtaschenraub zwischen 14 und 18 Jahre alt. "Die Bekämpfung der Jugendkriminalität wird deshalb 2009 ein Schwerpunkt unserer Arbeit bleiben", kündigt Schenkelberg an. Und meint damit beileibe nicht nur die Altstadt.

Dabei - trotz aller Schlagzeilen über Gewalttätigkeiten in der Altstadt - ist die Entwicklung bei den straffälligen Jugendlichen durchaus positiv. Laut Frank Schier, dem Jugendbeauftragten der Polizei, ist die Zahl der jugendlichen Intensivtäter 2008 auf 71 gesunken - 2007 waren es noch 93. Auch die Mehrfachtatverdächtigen unter 18Jahren sind weniger geworden: Mit 88 gab es im vergangenen Jahr 32 weniger als noch 2007.

Ein Trend, den Schier auf zwei Aspekte zurückführt. Erstens wurden im Mai 2008 die Fallkonferenzen für Intensivtäter gestartet, bei denen sich Polizei, Staatsanwaltschaft und Jugendgerichtshilfe mit dem einzelnen Jugendlichen beschäftigen und für ihn Wege aus dem kriminellen Teufelskreis finden wollen. Sechs der 20 Intensivtäter, die an der ersten Konferenz teilnahmen, sind bereits seit Monaten nicht mehr auffällig geworden - für Schier ein Erfolg. "Ich will jetzt auch die Bewährungshilfe ins Boot holen", sagt er. Zudem sollen laufend neue Jugendliche in das Programm der Fallkonferenzen aufgenommen werden.

Zweitens wachsen offenbar weniger Intensiv- und Mehrfachtäter nach. Mitte 2008 wurde das Gelbe-Karte-Verfahren, das anderthalb Jahre zuvor im Süden gestartet war, auf ganz Düsseldorf ausgeweitet. Flächendeckend erhalten jetzt Jugendliche, die am Anfang einer kriminellen Karriere stehen könnten, bereits nach den ersten Vergehen einen Schuss vor den Bug - wie bei den Fallkonferenzen von Polizei, Staatsanwälten und Jugendgerichtshilfe. Die Teilnehmer erwartet meist eine milde Strafe. Als allerletzte Chance vor der Anklage.

52 Jugendliche wurden 2007 mit der Gelben Karte verwarnt. 2008 waren es jetzt schon 132. "Wir werden 2009 die Teilnehmerzahl wieder steigern", kündigt Frank Schier an. Denn der Erfolg des Verfahrens ist in seinen Augen offenkundig: 60Prozent der Jugendlichen würden nicht mehr rückfällig - das sei eine gute Quote.

Schier will vor allem die Kooperation mit den Schulen noch stärker ausbauen. Die bestehende Netzwerkarbeit in der Stadt sei aber schon jetzt ein Hauptgrund für die positive Entwicklung bei den jungen Intensiv- und Mehrfachtätern. Jetzt will Schier mit den Angeboten mehr und mehr betroffene Jugendliche erreichen. Der Jugendbeauftragte sagt: "Ich bin optimistisch, dass wir die Zahlen auch in diesem Jahr weiter senken können."

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