Kopten wünschen sich eine Heimat

Düsseldorf beherbergt die größte koptische Gemeinde in NRW. Die hofft auf die Bunkerkirche. Aber es gibt Probleme.

Düsseldorf. Vor dem arabischen Frühling bestand die koptische Gemeinde aus 200 Familien mit durchschnittlich vier Mitgliedern. Einer von ihnen ist Christian Gerges, dessen Vater 1960 über einen Studentenaustausch von Ägypten nach Deutschland kam und blieb - als 20-jähriger. Sein Sohn Christian wurde in Mülheim geboren, studierte in Düsseldorf und ist Funktionsoberarzt am Evangelischen Krankenhaus. Er ist Sprecher der Kopten. Heute beherbergt Düsseldorf die größte koptische Gemeinde in NRW.

Kopten wünschen sich eine Heimat
Foto: David Young

„Mein Name klingt deutsch, weil wir Kopten als Christen auch christliche Namen verwenden. Gerges ist die ägyptische Aussprache für den heiligen Georg“, sagt er. Die Familien kommen größtenteils aus Ägypten, aber auch aus Syrien, Irak, Libyen, Sudan und Eritrea. Gerges erzählt: „Sie kommen als Bootsflüchtlinge übers Meer oder fliehen auf dem Landweg über Georgien und die Türkei. Seltener landen sie direkt auf dem Düsseldorfer Flughafen. Sie alle kommen zunächst ins zentrale Auffanglager nach Dortmund.“

Die koptische Kirche wurde 63 nach Christus durch den Apostel Markus gegründet. Ganz Ägypten hat er missioniert. Aber das ist lange her. Gerges berichtet: „Die Muslime eroberten das Land. Wer die Kopfsteuer nicht zahlen konnte, heute wie damals, musste fliehen, wurde getötet oder nahm den islamischen Glauben an. Vor allem in Assuan und Luxor gibt es massive Übergriffe und Tötungen von Christen. In Libyen wurden erst kürzlich 21 Kopten geköpft.“

Die Düsseldorfer Gemeinde hilft, wo sie kann. Sie begleitet die Neuankömmlinge zu den Behörden, vermittelt juristischen Beistand, unterrichtet in deutscher Schrift, betreut Hausaufgaben und veranstaltet Integrationskurse. Gerges: „Alles geschieht ehrenamtlich.“

Vor 27 Jahren kauften die Kopten das nicht mehr gebrauchte Gemeindezentrum der evangelischen Gemeinde am Pöhlenweg 52 und zahlten 600 000 Mark für das Gebäude. Das Grundstück verblieb bei der evangelischen Kirche. Heute ist die Kirche aufgrund der vielen Flüchtlinge viel zu klein, zumal manche Kopten schon samstags anreisen und im Gotteshaus übernachten. Seit Monaten suchen die Kopten nach größeren Räumen. Die erste Chance bot die evangelische Matthiaskirche in Lichtenbroich. Die Kopten boten 700 000 Euro und blitzten ab. Die Methodisten zahlen mehr. Der Notariatsvertrag steht vor der Unterschrift.

Die Kopten wurden bei der Bunkerkirche in Heerdt fündig. Gerges lobt Pfarrer Michael Dederichs: „Er ist extrem hilfsbereit. Es gibt Überlegungen, uns die Kirche für einen symbolischen Preis zu überlassen. Im Gegenzug geben wir den Katholiken Bleiberecht, halten die Kirche offen und praktizieren Ökumene. Wir planen ein gemeinsames Gemeindezentrum für Senioren und Kinder, um die Integration zu erleichtern.“ Dederichs bestätigt: „Ein Pfarrsaal könnte im Anschluss an die Sakristei errichtet werden, als Versammlungsfläche für rund 200 Personen. Wir helfen, aber Bauherr müssen die Kopten sein. Sie müssen das Pfarrzentrum selbst bezahlen. Wir können als Gemeinde nichts beisteuern.“

Zum Erwerb erklärt Dederichs: „Es ist im Gespräch, dass die Kopten die Bunkerkirche kaufen. Der Pfarrgemeinderat ist einstimmig für eine Übertragung der Kirche an die Kopten. Kardinal Woelki unterstützt die Kopten auch sehr. Ohne seine Hilfe wäre das nicht möglich.“

Dennoch gibt es Probleme, denn die Kopten haben den Erbbauzins für das Grundstück am Pöhlenweg nach Auskunft von Gerges nicht in voller Höhe beglichen. Ob die evangelische Kirche, die selbst in Geldnot steckt, ihnen die Schulden erlässt, ist unklar. Vorsichtshalber bittet Gerges auch andere Hilfsorganisationen sowie den Staat um Hilfe. Denn bei geringeren Eigenmitteln gibt es weniger Kredite, so dass die Idee eines Pfarrsaals für Katholiken und Kopten in den Sternen steht.

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