Meinung Düsseldorf wird beim Thema Max Stern alleine bleiben

Düsseldorf droht bei dem Symposium und der Ausstellung über den jüdischen Galeristen Max Stern alleine dazustehen. Der Image-Schaden für die Landeshauptstadt ist kaum noch abzuwenden - ein Kommentar.

Das Bild „Die Kinder des Künstlers“ von Wilhelm von Schadow wird von der Dr. Max & Iris Stern Foundation beansprucht.

Das Bild „Die Kinder des Künstlers“ von Wilhelm von Schadow wird von der Dr. Max & Iris Stern Foundation beansprucht.

Foto: Horst Kolberg, Neuss — ARTOTHEK

Wenn man versucht ein Problem zu identifizieren, hilft es manchmal darauf zu achten, welches Wort am häufigsten benutzt wird. Wer mit den Vertretern der Düsseldorfer Stadtspitze über das Thema Max Stern spricht, hört sehr oft das Wort Sorgfalt. An eben dieser mangelte es, als die Stadt den ersten Anlauf nahm, eine Ausstellung rund um den Kunsthändler zu entwickeln und als sie diese überraschend absagte.

Jetzt wird die Sorgfalt reichlich betont, aber im Ergebnis hat sich nur eins verändert: Es gibt keine laute Kritik mehr an Düsseldorf, es ist gar nichts mehr zu hören. Und das nährt die Befürchtung, dass die Landeshauptstadt mit dem Symposium und der Ausstellung Ende November und im Herbst 2019 allein dastehen wird. Was ist da schief gelaufen mit der neuen Sorgfalt?

(Christian Herrendorf (Archivbild))

Zunächst einmal ist Düsseldorf einiges zugute zu halten. Es hat den Forschungsstand zu den Gemälden, die von Julius oder Max Stern gehandelt wurden und die sich nun in den städtischen Sammlungen befinden, auf ihrer Internetseite veröffentlicht — mit allen Erkenntnissen, die die bisherigen Recherchen ergeben haben. Das ist transparent.

Zudem hat sie einen Gast-Kurator für die Ausstellung gefunden, der die deutsche Geschichte des 20. Jahrhunderts intensiv wissenschaftlich aufgearbeitet hat und auch mit Fragen der Restitution betraut war. Das ist respektabel.

Die Termine nun bekanntzugeben, ohne eine Antwort auf die Einladung zu haben, kann zweierlei bedeuten: Die Stadt wiederholt Fehler aus der Vergangenheit im Umgang mit unmittelbar Betroffenen, oder sie geht schon davon aus, dass sie keine Antwort mehr bekommt und wählt deshalb ihre Form von Offensive.

Und warum gibt es bisher keine Antworten auf die Einladungen zu Symposium oder Beirat der Ausstellung? Weil die Sorgfalt beim Zuhören gefehlt hat, wie die Betroffenen die Absage empfunden haben und wie sie in den gesamten Prozess hätten eingebunden werden wollen. Am deutlichsten wird das bei der Wahl des Termins. Es erscheint sehr optimistisch, zu glauben, dass Wissenschaftler und Experten nach einer dreitägigen und internationalen Konferenz in Berlin noch nach Düsseldorf fahren, um hier bei einer Tagung im Haus der Universität weiter über ein sehr ähnliches Thema zu reden.

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