Filmtipps für Düsseldorf

Diese Filme empfiehlt unser Kino-Experte für die nächsten Tage.

Filmtipps für Düsseldorf
Foto: Concorde Filmverleih GmbH/dpa

<h2>Glücklich wie Lazzaro

Zeitenwende. In ihrem dritten Spielfilm wirft die italienisch-deutsche Regisseurin Alice Rohrwacher einen kritischen Blick auf die italienische Gesellschaft. Die Titelfigur ihrer Parabel bezieht ihren Namen aus der biblischen Geschichte vom auferstandenen Leidensmann. Lazzaro steht ganz unten in der Hierarchie seiner Landarbeiter-Sippe, das stört ihn nicht, den er kennt es nicht anders. Doch auch die Landarbeiter sind in die Hackordnung der Gesellschaft eingebunden, von ihrer Gutsherrin werden sie wie Leibeigene behandelt. Eines Tages begegnet Lazzaro dem rebellischen Tancredi, dem Sohn der Gutsherrin. Die beiden freunden sich an, schließlich macht sich Lazzaro auf die Suche nach Tancredi und kommt zum ersten Mal in eine große Stadt. Dort sieht er, wie auch hier die Schwachen von den Starken ausgebeutet werden. Irgendwo zwischen Neo-Realismus und Magischem Realismus siedelt Rohrwacher ihren kritischen Blick auf ein Italien an, in dem sich seit der Leibeigenschaft nicht wirklich etwas geändert hat.

Atelier, Vorpremiere am Di. um 19 Uhr (ital. OmU)

Seine kleine Tochter wollte selber lernen, für den Filmemacher Alexandre Mourot begann damit die Beschäftigung mit der Pädagogik von Maria Montessori. Mit der Kamera begleitete er den Alltag im ältesten Montessori-Kindergarten Frankreichs und die praktische Anwendung dieser „Erziehung“. Die Idee, die Kinder geistig autonom und in vorbereiteten Lernumgebungen lernen zu lassen, findet auch in Deutschland zunehmend Anhänger. So persönlich der Ansatz des Filmemachers ist, so subjektiv ist auch seine Sicht. Kritische Betrachtungen fehlen ebenso wie kritische „Klienten“: In der schönen Montessori-Welt des Kindergartens findet sich kein Kind mit migrantischem Hintergrund.

Metropol, tgl. 17:45 Uhr, am Do. mit Einführung, Mo. um 16.45 Uhr

Sie waren ein Lichtblick im heillos verworrenen Bürgerkrieg Syriens, zumindest für die westliche Welt, die ihnen den Alternativen Nobelpreis verlieh. Die Weißhelme versuchten in den nicht von Assads Truppen beherrschten Gebieten, den Zivilschutz zu gewährleisten. Sie halfen Menschen aus den Trümmern zu retten, hielten die Infrastruktur notdürftig aufrecht. Vom Westen gefeiert, wurden die Männer von Assad und russischen Trollen in die Nähe islamistischer Terroristen gerückt. Ende Juli wurde ein großer Teil der verbliebenen Weißhelme vor dem Zugriff des Assad-Regimes nach Israel evakuiert. Der Dokumentarfilm porträtiert die Weißhelme und ihre Arbeit unter den schwierigen Bedingungen der Belagerung Aleppos durch syrische Truppen und russische Bomber, die Ende 2016 mit dem Sieg Assads endete. Der Film von Ferras Fayyad begleitet eine Gruppe von Weißhelmen wurde beim Sundance Film Festival als bester Dokumentarfilm ausgezeichnet,

Metropol, Do. 20 Uhr und Sa./So. um 15.15 Uht (syr. OmU)

Er war jung, schwul und Künstler — kein leichtes Leben in der bleiernen Zeit der Salazar-Diktatur in Portugal. Als die Nelkenrevolution 1974 die jahrzehntelange Unterdrückung hinwegfegte, kehrte Al Berto aus dem Brüsseler Exil in seine Heimat zurück und feierte mit seiner Generation die neue Freiheit. Das Bio-Pic von Vicente Alves do Ó widmet sich der Phase nach der Rückkehr Al Bertos, in der er sich der Dichtung zuwandte. Er wurde bis zu seinem frühen Tod 1997 einer der bedeutendsten Dichter der portugiesischen Gegenwartsliteratur.

Bambi, Mo. 21.30 Uhr (port. OmU)

Der Beruf als Familienrichterin verlangt Fiona Maye alles ab, selbst ihre Ehe mit Jack leidet unter ihrem dienstlichen Engagement. Während ihr Mann (Stanley Tucci) wegen der ständigen Vernachlässigung schließlich um die Erlaubnis für eine Affäre bittet, steckt sie in einem vertrackten Fall. Der Sohn eines Ehepaares ist an Leukämie erkrankt, doch eine dringend benötigte Bluttransfusion lehnen die überzeugten Zeugen Jehovas strikt ab. Auch der 17-jährige Patient Adam hält „fremdes Blut“ für einen unzulässigen Eingriff in Gottes Schöpfung. Da er aber noch nicht volljährig ist, soll Fiona im Sinne des Kindeswohls die Entscheidung treffen, ob eine medizinische Behandlung erzwungen werden sollte. Von der Begegnung am Krankenbett ist vor allem der junge Mann beeindruckt, sie entscheidet sich für die Zwangsbehandlung. Nach der Genesung sucht Adam den Kontakt zu ihr und stalkt sie, daraufhin bricht Fiona die Beziehung ab, Adam erleidet einen schweren Leukämie-Rückfall. Mit Emma Thompson fand Richard Eyre eine überragende Besetzung, die freilich nicht die etwas gefällige Melodramatik kompensieren kann.

Bambi, tgl. 16.45 u. 19 Uhr (Di. um 19 Uhr im engl. OmU)

Die Ereignisse der Demonstrationen gegen den G-20-Gipfel in Hamburg vor einem Jahr thematisiert diese Dokumentation von Amateurfilmern aus bewusst parteiischer Sicht. Statt marodierender Autonomer gerät die Veranstaltung als „Schaufenster moderner Polizeiarbeit“ in den Blick: eine hochgerüstete Polizei, die die Protestierenden schikaniert, provoziert. Der Polizeieinsatz wird als Werbeveranstaltung für eine dystopische Ordnungsmacht betrachtet, die sich mit neuen Polizeigesetzen neue Freiheiten schafft. Vom Polizeidozenten über linke Anwälte kommen auch Journalisten wie SZ-Mann Heribert Prantl zu Wort.

Metropol, Premiere am Di. um 19 Uhr mit dem Regisseur

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