Koeps Kino

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Foto: David Lee/Focus Features/Universal/dpa
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Foto: Alamode Film/dpa

Im grell pinken Ambiente eines Motels im Sonnenstaat Florida inszenierte Sean Baker seinen Gegenentwurf zum American Dream. Unweit vom Disney-Park in Orlando, wo sich die Mittelklasse-Familien amüsieren, hat das Ferienparadies schon bessere Zeiten gesehen: Die Farbe blättert und offenbart Schäbigkeit. Das „Florida Project“ ist eben auch kein hoffnungsvoller Lebensentwurf, sondern eine heruntergekommene Wohnanlage, wo Sozialhilfeempfänger gestrandet sind. Doch das ficht die kleine Moonee nicht an, sie wohnt mit ihrer alleinerziehenden Mutter und ist oft sich selbst überlassen. Während ihre Mutter mit Prostitution, Alkohol und krummen Dingern immer mehr in die Misere steuert, hält Hausmeister Bobby (Willem Dafoe) irgendwie schützend die Hand über das schwierige Klientel des „Projects“.

Ohne moralischen Fingerzeig erzählt der Film von Menschen, die keine Chance haben und sich doch die Lebensfreude nicht versagen lassen.

Cinema, Vorpremiere am Mo. um 19 Uhr (engl. OmU)

Der Film ist schon als Vermächtnis angelegt und so spielt der greise Harry Dean Stanton sich selbst, oder genauer: die Rollen, auf die er abonniert war, zähe Eigenbrötler. Mit seinem Tod im September 2017 hat der Schauspieler dem Projekt von John Carroll Lynch quasi die cineastische Absolution erteilt. Lucky lebt allein, etwas abgelegen in einem Wüstenkaff. Morgens macht er Gymnastik, dann schaut er mürrisch Quizshows und schließlich geht er in seine Stammbar, wo er eine Bloody Mary trinkt. Doch ein Schwächeanfall unterbricht die ewige Routine, der Arzt meint nur: „Du wirst alt.“ Doch Lucky beginnt sich Gedanken zu machen über den Sinn des Lebens.

Bambi, tgl. 17 u. 19 Uhr (Di. um 19 Uhr im engl. OmU)

Sieben Jahre nach dem Super-GAU von Fukushima ist die Katastrophe noch lange nicht überstanden. Dennoch kehren die Bewohner in ihre verstrahlte Heimat zurück oder sind gleich dageblieben. Auch wenn die Stadt Minamisoma nichts Reizvolles an sich hatte, die Bewohner fühlen sich dem Ort verbunden: er ist eben „Furusato“, was im Japanischen soviel wie Heimat bedeutet. Der Dokumentarfilm von Thorsten Trimpop zeigt wie die Menschen versuchen, wieder so etwas wie Normalität herzustellen, obwohl die Strahlungswerte bedenklich sind. Aber, da man Radioaktivität nicht sehen oder spüren kann, wem kann man schon glauben? Von der Leugnung über den Selbstbetrug bis zum Trotz oder schierer Alternativlosigkeit reichen die Motive der Rückkehrer — für den westlichen Betrachter befremdlich.

Bambi, Sa./so. um 14 Uhr, am Samstag mit Gästen und Beiprogramm

Anfang der 1960er Jahre tat Jane Goodall etwas, was sonst nur Männer taten: Sie zog in den Regenwald von Tansania und erforschte das Leben der Schimpansen. Aus der Laiin wurde bald eine Spezialistin, die auch ohne akademischen Grad eine Zulassung zur Elite-Uni Cambridge bekam. Die mehrfach ausgezeichnete biografische Dokumentation von Brett Morgan beschreibt den mutigen Lebensweg der Anthropologin, die mit ihrer Arbeit den Blick der Menschheit auf die Natur nachhaltig verändert hat.

Metropol, tgl. 17 Uhr

Wie aus einer Mücke ein Elefant wurde. Im Jahr 1956 wurde die DDR-Bergbaumetropole Stalinstadt zur Frontstadt der Kalter-Kriegs-Paranoia. Ein „Dummer-Jungen-Streich“ angehender Abiturienten geriet zum Gradmesser ideologischer Verwerfungen und schließlich zum drakonischen Exempel der SED-Schulpolitik. Bei einem Ausflug nach Westberlin erfährt die Oberprima vom Ungarn-Aufstand gegen das Sowjetregime. Ganz anders als die DDR-Staatsmedien stellte sich der Westfunk Rias deutlich hinter den „Volksaufstand“. Als die Jugendlichen dann auch noch vom angeblichen Tod des ungarischen Fußball-Helden Puskas hören, beschließen sie spontan, eine Schweigeminute für die Opfer in der Klasse abzuhalten. Die „Ermittlungen“ von Schulleitung und schließlich Parteiführung sorgen bald für die Entfremdung zwischen arglosem Idealismus und rigider Repression.

Cinema, tgl. 14, 16.30 u. 19 Uhr, am Freitag um 19 Uhr mit Regisseur Lars Kraume

Wenn man glaubt, es geht nicht mehr, kommt irgendwo ein Doppelgänger her. Jedenfalls wird Luisa ihr Leben mit ödem Ehemann und forderndem Lover ein wenig zuviel und ausgerechnet als Paartherapeutin steht sie ratlos neben sich. Für ihre turbulente Beziehungsfarce stellt ihr das Drehbuch eine Persönlichkeitsabspaltung an die Seite. Eines Tages erwacht Luisa neben Ann, die ihr aufs Haar gleicht (Lina Beckmann in einer überdrehten Doppelrolle). Schnell lassen sich die Unvereinbarkeiten des Lebens mit zwei Personen überein bringen: Ann übernimmt den Part der treuen Ehefrau und Luisa macht weiter auf wilde Leidenschaft. Die Schizophrenie des weiblichen Daseins steht im Mittelpunkt dieser Komödie von Lola Randl, die nicht nur arg konstruiert sondern auch arg klamottig daherkommt.

Metropol, tgl. 21.30 Uhr (Mo. 22 Uhr)

Hader hadert mit dem Tod. Das Leben ist nicht schön, schon gar nicht, wenn man Krebs hat und eine zynisch-depressive Grundeinstellung, wie sie der österreichische Komiker und Schauspieler Josef Hader pointiert kultiviert hat. In seinem neuen Film (nach der Brenner-Krimi-Tetralogie) spielt er wieder den unglücklichen Tropf mit rabenschwarzem Humor. Arthur will den Krebstod nicht abwarten und vorher abtreten, also fliegt er zur Sterbehilfe nach Amsterdam. Doch die ruhige letzte Nacht will nicht so recht gelingen, weil die Hotelnachbarin Krawall macht. Gemeinsam verbringen die ungleichen Sterbewilligen einen Zug durch Bars und Coffeeshops und versuchen sich von der Schönheit des Lebens zu überzeugen.

Metropol, tgl. 19 Uhr, am So. auch 12.15 Uhr

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