Kochen und Speisen im Kerzenschein

Beim „Genuss ohne Strom“ bewirteten 16 Lokale in der Stadt ihre Gäste (fast) ganz ohne Strom.

Kochen und Speisen im Kerzenschein
Foto: Sergej Lepke

Wenn der Chef im Dunkeln im Keller zugange ist, dann ist nicht unbedingt eine Sicherung ausgefallen. Beim „Genuss ohne Strom“ zeigten sich am Wochenende 16 Lokale in Düsseldorf von ihrer schummerigen Seite.

Ortsbesuch im „Schiff Ahoi“ in Oberkassel am Freitagabend: Dort laufen die Vorbereitungen für den stromlosen Abend auf Hochtouren. Und während eben Dirk, der Boss, im Keller hunderte Teelichter „abcheckt“, ist die Ahoi-Crew ebenerdig damit beschäftigt, so richtig heimeliges Candlelight-Ambiente zu zaubern. Denn Strom ist an diesem Abend tabu. Zumindest beinahe: Lüftungsanlage und Tiefkühltruhe müssen weiter mit Strom betrieben werden. „Und auch unsere Kasse muss anbleiben. Ich kann dem Finanzamt nicht sagen: Sorry, aber wir hatten Stromausfall“, bemerkt Ingo Ditmer augenzwinkernd.

Sein Lokal hat bereits früher bei der Aktion mitgemacht. „Es ist eine schöne Gelegenheit, einen sonst eher kühl ausgeleuchteten Raum in warmer Atmosphäre darzustellen“, findet er. Für drei Düsseldorferinnen, die es sich — noch bei elektrischer Beleuchtung — an einem der Tische gemütlich gemacht haben, kommt der stromlose Abend überraschend. „Wir haben uns auf die Karte gefreut und müssen nun überlegen, wie wir mit der Situation umgehen“, sagen die Frauen. Alles ist gut Mädels: Das Ahoi-Team hat heute eine besondere Karte aufgelegt. Das Event selber fänden die Frauen gut, wie sie versichern. Nun muss sich zeigen, wie flexibel die Damen darin sind, einen Beitrag zur CO2-Reduzierung zu leisten, was sie als Hintergrund der Aktion angeben. Dieser Aspekt steht beim stromlosen Abend, wie auch das Sparen von Strom, aber nicht im Vordergrund, es geht in erster Linie um die besondere Atmosphäre. Die Vorbereitungen seien schon mit Mehraufwand und höheren Kosten verbunden, sagt Ingo Ditmer.

Dann löscht die Ahoi-Besatzung sämtliches elektrisches Licht und ein Meer aus Teelichtern und Kerzen, an der Bar, auf dem Tresen, an den Tischen und an den Wänden — es dürften Hunderte sein — taucht das Lokal in eine ganz besondere Stimmung. Auch wer schon zig mal im „Schiff Ahoi“ gewesen ist, ist überrascht, wie sich die Stimmung verändert hat. Nicht nur innen, sondern auch draußen.

Faszinierend: Das Seherlebnis ist, wenn man bei abgedunkeltem Raum innen durch die Glasfenster nach draußen schaut, ein völlig anderes. Während dort Autos und Straßenbahnen vorüberfahren, ist es, als betrachte man Kunstfotografien in Endlosschleife oder verweilt inmitten eines fotorealistischen Kunstwerks. Edward Hopper und Co. lassen grüßen.

Bettina, die sich das Event in ihrer Stammkneipe nicht entgehen lassen will und auf ihre Begleitung wartet, freut sich: „Es ist sehr gemütlich, gerade jetzt, wo die Tage kürzer werden.“ Auch die vierköpfige Familie Bremer hat es sich an einem der Tische gemütlich gemacht. Bei einem Gläschen Wein klönen Eltern und erwachsene Kinder in gedämpfter Kerzenlicht-Atmosphäre. „Wir finden diese Aktion gut, dass kann man öfter machen“, sind die Bremers einhelliger Meinung. „Das ist mal etwas anderes“, lobt die Meerbuscherin Larissa Mockel, die von der Aktion auf Facebook gelesen hat und ihre Freundin zum Mädelsabend bei Kerzenschein mitgebracht hat. „Das ist so schön und urgemütlich“, freut sich ihre Begleiterin Bianca Klingemann. Dann erklingt Musik. Musik? „Aus der Bluetooth-Box“, bemerkt Ingo Ditmer und ergänzt: „Das ist doch wie früher bei den Ghettoblastern.“

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