Düsseldorf Kochen im Licht der Grubenlampe

Zehn Gastronomen verzichteten beim Genuss ohne Strom in Küche und Lokal auf Elektrizität. Das kam gut an.

Düsseldorf: Kochen im Licht der Grubenlampe
Foto: Nikolas Golsch

Düsseldorf. Mit einer Stirnlampe hantiert Thomas Verfürth am Samstagabend in der Küche des Restaurants Schwan herum. Im Halbdunkeln rührt er die Suppe im Kochtopf um und würzt noch einmal nach. „Hey, leuchte mir mal eben“, ruft er seinem Kollegen zu. Der eilt sofort zum Gasherd. Keine alltägliche Situation für Küchenchef Verfürth: Strom ist an diesem Abend tabu. Licht spenden neben den Stirnlampen einige Kerzen und Teelichter. Im Gastraum des Lokals sieht es ähnlich aus: Auf jedem Tisch brennen Stumpenkerzen und Lampions, die Kronleuchter über den Tischen sind erloschen. Statt Musik aus der Dose spielt ein Musiker live vor der Theke auf seiner Gitarre — und macht die Stimmung unter den Gästen perfekt.

„Das ist alles andere als alltäglich und genau das gefällt mir“, sagt etwa Alexa Gressa, die es sich mit Mann Hans-Joachim und einem Glas Weißwein an einem der dekorierten Tische bequem gemacht hat. „Das muss eine mutige Aktion vom Küchenteam sein, ich stelle mir das extrem stressig vor, komplett ohne Elektrizität zu kochen“, sagt sie.

Zwölf Restaurants im Stadtgebiet verzichteten am Freitag und Samstag bei der vierten Auflage von Genuss ohne Strom auf Elektrizität. Eine echte Herausforderung für Thomas Verfürth: „Ich muss viel genauer planen und viel mehr vorbereiten.“ Ein Menü hatte er für die zwei Abende zusammengestellt, nach einer Kürbis-Kokos-Suppe servierte er seinen 63 Gästen einen Kalbsbraten mit Wildkräuterpesto. „Das geht mit Gas recht gut“, sagt der Küchenchef. Nicht in Frage sei allerdings etwas Überbackenes oder gar Souffliertes gekommen: „Das ist ohne Elektrizität einfach nicht zu machen.“

Als Menü musste er für den Abend etwas finden, das möglichst allen schmeckt. „Da ist es die Kunst, etwas einfaches so zubereiten, dass es zu einem besonderen Abend passt“, sagt er. Denn an den normalen Betrieb à la carte sei nicht zu denken: „Das würde die Kapazitäten vollkommen sprengen, das ist nicht zu schaffen ohne Strom.“ Vorspeise und Dessert hatte er fest gesetzt, als Hauptspeise bot er Fleisch, Fisch und ein vegetarisches Gericht an.

Für ihn als Koch seien die beiden Abende gar aufregend: „Da kann man ganz viel Liebe reinstecken und auch die Gäste sind anders drauf“, sagt Thomas Verfürth. Mit Applaus sei er beispielsweise am Freitagabend von den Gästen empfangen worden, als er den Hauptgang serviert hat. „Das ist einfach toll“, sagt er.

In der Tapasbar Frieda an der Bilker Kirche brauchten Inhaber Nico Stojanouski und seine Mitarbeiter alleine anderthalb Stunden, um alle Kerzen im Restaurant anzuzünden. In der Küche allerdings blieben die Lampen an: „Sonst wird es uns da doch zu dunkel“, sagt der Gastronom. Ohne ein paar Ausnahmen gehe es auch an den zwei Abenden nicht: „Die Kühlung mussten wir anlassen und auch die elektronische Kasse.“ Bei ihm lief der normale Betrieb weiter, die Gäste bestellten nach Karte. Zum vierten Mal war Stojanouski beim Genuss ohne Strom dabei.

Ins Leben gerufen hat die Aktion Kay Schloßmacher. Im Jahr 2005 kam ihm die Idee beim Strandurlaub auf Mallorca: „Da fiel plötzlich der Strom aus, als wir im Restaurant an der Hafenpromenade saßen“, sagt der Gastronom, der unter anderem den „Gare du Neuss“ in der Nachbarstadt betreibt. Die Kellner hätten wunderbar auf den Stromausfall reagiert und Kerzen und Öllampen zusammengesucht. „Das war der schönste Abend des ganzen Urlaubs.“ Diese Atmosphäre wollte er dann auch in Düsseldorf haben und organisiert nun seit vier Jahren das Event an zwei Abenden im Jahr.

Zehn bis fünfzehn Restaurants lädt er jedes Jahr zu der Aktion ein. „Das sollen keine riesigen Massenevents sein, sondern einfach zwei nette Abende in verschiedenen Restaurants.“ Dabei gehe es weniger um den Gedanken der Nachhaltigkeit, als um das Genießen der Atmosphäre. „Ohne Strom wird es im Restaurant nie gehen, das ist auch gar nicht der Anspruch, den wir haben sollten.“ Alle zwölf Restaurants waren am Wochenende ausgebucht — und das an beiden Abenden. Etwa 1500 Menschen kamen so zusammen.

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