Kleingärten wurden groß gerechnet

Amt hat Parzellengröße falsch ermittelt und will 24 000 Euro mehr Pacht vom Stadtverband kassieren.

Düsseldorf. Peter Vossen und sein Vorstandsteam vom Stadtverband der Düsseldorfer Kleingärtner waren sehr erstaunt, als ihnen die neue Abrechnung zur Jahrespacht 2012 auf den Tisch flatterte. Die Pachtflächen der 72 städtischen Kleingartenanlagen sollten plötzlich um gut 87 000 Quadratmeter, also fast neun Hektar, größer geworden sein. Halbwegs nachzuvollziehen war das nur bei der Anlage am Rather Broich, die um drei Grabelandflächen gewachsen ist, und bei der Hammer Anlage, die im Bereich Aderweg 5475 Quadratmeter hinzubekommen hat. Doch auch hier ergab die städtische „parzellengenaue“ Berechnung ein Plus von 6281 Quadratmetern.

Für diesen angeblichen Flächenzuwachs soll der Stadtverband rund 24 000 Euro mehr Pacht zahlen. Was der ablehnt. „Sind Kleingärtner die Melkkuh der Stadt?“, fragt Chefredakteur Dieter Claas provokant in der aktuellen Verbandszeitschrift. Bei ihm vor der Tür ist die Lage besonders kompliziert: Claas hat seinen Garten in der fast 77 000 Quadratmeter großen Anlage neben dem Lantz’schen Park. Diese Anlage, die von vier unterschiedlich großen Vereinen genutzt wird, soll um 2683 Quadratmeter gewachsen sein. Wer dafür bezahlt, bleibt dem Stadtverband überlassen.

Der Grund für die wundersame Flächenvermehrung ist eine neue Berechnungsmethode der Stadt. Um einen gerechten Pachtzins zu erheben und zu vermeiden, dass Kleingärtner Nebenkosten für öffentliches Grün zahlen, hatte der Ausschuss für öffentliche Einrichtungen im Januar eine „parzellengenaue“ Abrechnung gefordert. Laut Thomas Eberhard-Köster, stellvertretender Leiter des Gartenamtes, legte man dafür städtische Vermessungskarten und Luftbilder übereinander, um derart die Parzellengröße zu bestimmen.

Wie sehr das daneben gehen kann, zeigt das Beispiel der neu eröffneten Kleingartenanlage „Zum zufriedenen Süden“ am Südfriedhof. Die städtische Berechnungsmethode hatte Randwälle erfasst, wodurch die Fläche um rund 3000 Quadratmeter größer wurde. Dem Stadtverband lagen allerdings die Originalpläne vor, also nahm die Stadt die Erhöhung stillschweigend zurück. Ebenso bei der Grashofsiedlung, die schon vor Jahren genau vermessen wurde.

Hier hakt Vossen ein: „Mit Sicherheit sind alle Anlagen früher mit dem Messstab genau vermessen worden“, sagt er. Man müsse nur diese alten Pläne finden. Bis dahin sollte als Basis die alte Parzellengröße dienen. Mittlerweile signalisiert Eberhard-Köster Gesprächsbereitschaft. „Wir werden noch einmal mit allen Vereinen sprechen“, erklärte er gegenüber der WZ.

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