Düsseldorfer Altstadt: Klein-Kriminelle sind auf dem Rückzug

Die Straßenkriminalität in der Altstadt hat sich gemessen an den Fallzahlen mehr als halbiert. Das Intensivtäter-Konzept endet inzwischen oft mit Abschiebung.

Düsseldorfer Altstadt: Klein-Kriminelle sind auf dem Rückzug
Foto: Oliver Killig

Düsseldorf. Zwischen der gefühlten und der tatsächlichen Sicherheit besteht eine große Diskrepanz. Das gilt insbesondere für die Altstadt, die von vielen Düsseldorfern inzwischen an den Wochenenden gemieden wird. Doch seit mehr als zwei Jahren fahren Polizei und Justiz ein gemeinsames Konzept, um die Straßenkriminalität in den Griff zu bekommen. Und das zeigt Wirkung. Die Zahlen, die Polizeidirektor Jürgen Bielor in den Bezirksvertretung Mitte vorstellen konnte, sprechen eine deutliche Sprache. Waren es vor drei Jahren noch 250 Fälle von Straßenraub, die im Bereich der Innenstadt angezeigt wurden, ging die Zahl im vergangenen Jahr auf 111 zurück.

„Das wird noch deutlicher, wenn man die Zahlen nur für die Altstadt betrachtet“, sagt Polizeisprecherin Susanna Heusgen. Dort ging die Zahl der Raubüberfälle auf 38 im vergangenen Jahr zurück. 2015 waren es noch 111. Auch bei den Taschendiebstählen wird die Entwicklung deutlich: Von 2405 angezeigten Tagen vor drei Jahren sank die Zahl auf nur noch 1234.

Das ist kein Zufall. Denn nach der Silvesternacht 2015 wurde reagiert. „Seitdem haben wir an jedem Wochenende eine Einsatzhundertschaft in der Altstadt. Das hilft sehr“, sagt die Polizeisprecherin. So könnten Straftaten schon in der Entstehung verhindert werden. Heusgen: „Dann werden Platzverweise ausgesprochen. Allein 2016 waren das 3260. Wir hoffen, dass wir auch langfristig auf die Unterstützung durch die Bereitschaftspolizei setzen können.“

Im Auge haben die Beamten auch den den Alten Hafen. Der war mehrere Jahre lang Treffpunkt für Klein-Kriminelle, die sich dort versammelten, um gemeinsam Straftaten zu begehen. Darunter waren vor allem die „Antänzer“-Gruppen. Inzwischen ist dieser Treffpunkt deutlich unbeliebter.

Hinzu kommt die Technik. Mit dem Beleuchtungskonzept am Burgplatz, das nur an den Wochenenden in Betrieb ist, wird es Kriminellen erheblich schwerer gemacht. Komplettiert wird das Sicherheitskonzept durch die zusätzlichen Überwachungskameras.

Doch mit den Maßnahmen vor Ort allein ist es nicht getan. Denn inzwischen läuft ein Intensiv-Konzept, für das es mit Christoph Kumpa, der lange für organisierte Kriminalität zuständig war, einen eigenen Staatsanwalt gibt. Verfahren gegen Delinquenten, die immer wieder auffallen, werden gebündelt, die Täter intensiv verfolgt.

Nachhaltigen Eindruck hat das Verfahren gegen Toufik M. hinterlassen. Der 35-Jährige hatte sich bei „Spiegel TV“ als König der Diebe feiern lassen. Ein Auftritt, der bei vielen Bürgern Empörung auslöste, zumal der Kleinkriminelle zuvor in der Silvesternacht eine 18-Jährige sexuell belästigt hatte, die ihn schließlich im Fernsehen wiedererkannte. Er wurde zu einer Haftstrafe von einem Jahr und sieben Monaten verurteilt und danach nach Marokko abgeschoben. Auch andere Intensivtäter mussten inzwischen das Land verlassen.

Dass in Düsseldorf ein anderer Wind weht, haben viele inzwischen mitbekommen. „Die wissen, dass sie jetzt schon nach der zweiten Tat in Haft sitzen können“, erklärt ein Rechtsanwalt, der viele Mandanten aus Marokko hat. „Die beschleunigten Verfahren vor dem Amtsgericht haben sich bewährt.“ Damit können Kleinkriminelle verhaftet werden, wenn man sie auf frischer Tat ertappt. Der Prozess findet dann innerhalb einer Woche statt. Am Ende kann auch eine Strafe ohne Bewährung stehen.

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